Audio-Streaming im ganzen Haus
Musik übers Netz
Musikserver
Audio-Streaming im ganzen Haus
Aus dem Wohnzimmer erschallt eine Oper, im Bad unterhält ein Hörbuch, aus der Küche ertönt das Radioprogramm eines Senders vom anderen Ende der Welt und im Kinderzimmer jagen TKKG gerade einen Bankräuber. Und das stundenlang, ohne eine einzige Unterbrechung, aus einer einzigen Quelle versorgt.
Das klingt nach einem PC in jedem Zimmer. Ist aber nicht so. Es gibt elegantere Lösungen, um in der ganzen Wohnung aus tausenden von Musikstücken den passenden Song oder das stimmungsvolle Album auszuwählen und abzuspielen. Schließlich ist ein PC im Wohnzimmer und sei er noch so leise nicht jedermanns Sache. Auch im Schlafzimmer kommt ein Rechenknecht nicht unbedingt gut an. Und in der Küche oder im Bad hat er genauso wenig zu suchen.
Streaming-Clients
Moderne Netzwerkplayer, so genannte Streaming-Clients schaffen im Verein mit Musikservern eine Anlage, welche die Mediensammlung für einen ganzen Haushalt zentral abgelegt von fast jedem Platz aus nutzbar macht. Auf dem Server meist einem PC sorgt eine Anwendung dafür, dass der Client Zugang zu den gespeicherten Stücken bekommt und eine gezielte Suche möglich ist. In der Regel liegen die Musikdateien auf dieser Zentrale im MP3-Format vor. Je nach Abspielgerät und Anwendung sind zusätzlich auch noch andere Formate möglich. Das MP3-Format ist jedoch das meistgenutzte. Ein solches Medienarchiv hat zudem den Vorteil, dass der Hausherr auch gleich noch den mobilen Player fürs Joggen oder den Weg zur Arbeit bequem bestücken kann.
Fileserver-Ersatz
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Wer Platz im Keller hat, verbannt den 24 Stunden am Tag laufenden Server-PC am besten dorthin. Soll der Rechner nicht ständig in Betrieb sein beispielsweise er nachts stören würde , bieten sich NAS-Systeme als Alternative an. Diese leisen und unauffälligen Kästchen dienen mit angeschlossenen Festplatten als Fileserver-Ersatz. Auf einigen Modellen lässt sich zusätzlich eine spezielle Applikation installieren, die sie zum Medienserver für verschiedene Streaming-Clients umfunktioniert.
Audioserver
Eine charmantere Lösung kommt direkt aus der Audioecke. Hier sieht der Server aus wie ein etwas größerer CD-Player und funktioniert meist auch so. Die interessantere Fähigkeit des vermeintlichen Players ist aber das Rippen von CDs. Er liest die Scheiben einfach auf Knopfdruck aus, holt sich die Titelinformationen aus denselben Online-Quellen wie entsprechende Computerprogramme und legt die gerippten Musikdaten auf der Festplatte ab. Die steckt üblicherweise wie bei Yamahas MCX-System gleich mit im Gehäuse. Über eine Netzwerkschnittstelle versorgen angeschlossene Abspielgeräte das Gerät mit den gespeicherten Tracks. Da diese Art von Server meist geräuschlos arbeitet und optisch nach Hi-Fi-Komponente aussieht, braucht sie auch nicht im Keller zu verschwinden.
Musik per WLAN
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Computer als Herzstück oder individuelle Speicherlösung bei beiden greifen nahezu beliebig viele Streaming-»Kunden« auf die zentrale Musikablage zu. Während der Papa sich also im Wohnzimmer seinen Lieblingsrock anhört, läuft beim Filius schon das Gegenprogramm dazu.
Die Obergrenze für die Anzahl der Abspielstationen setzt die Netzwerkhardware. Selbst die ältere WLAN-Technik mit 11 MBit/s versorgt schon bis zu zehn Clients, hat also genug Bandbreite für die gleichzeitige Übertragung von zehn MP3-Dateien guter Qualität. Anders sieht es aus, wenn zur selben Zeit auch Arbeitscomputer die Funkverbindung nutzen. Zwar sorgt ein Puffer in den Musik-Clients für die Überbrückung kleinerer Übertragungspausen, doch eine längere Belegung der Funkstrecke mit hoher Transferrate führt schlussendlich zum Stottern.
Ethernet verbessert Empfang
Wer kann, verwendet daher Ethernet-Kabel zur Verdrahtung der Abspielgeräte mit dem Server. Das macht die Vernetzung unempfindlicher gegen solche Störungen.
Damit der Sound auch zu hören ist, haben die Clients entweder bereits einen Verstärker eingebaut oder geben das Audiosignal an Aktivboxen beziehungsweise die Hi-Fi-Anlage weiter. Manche Geräte haben hierzu gleich alle gängigen Anschlüsse parat, vom Kopfhörer- über einen Line-Ausgang bis hin zu digitalen Buchsen. Die Steuerung erfolgt in der Regel per Fernbedienung. Vereinzelt gibt es jedoch zusätzliche Bedienknöpfe am Gerät.
Eine notwendige Grundvoraussetzung für die Clients ist ein Display. Andernfalls wäre die Auswahl aus tausenden von Stücken oder gar die gezielte Suche nach Interpreten, Albennamen oder Stilrichtungen vollkommen unmöglich. Praktisch, wenn das Display dann so groß ist, dass es auch noch aus ein paar Metern Entfernung lesbar ist.
ID3-Tags schaffen Ordnung
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Auswahl und Suche klappen aber nur richtig, wenn auf dem Server Ordnung herrscht. Die Strafe für ein chaotisch betiteltes Repertoire ist minutenlanges Fahnden nach dem gewünschten Titel. Das macht dann einfach keinen Spaß. Stammt die Musik aus allen möglichen Quellen, ist daher die Neuvergabe der Songdaten meist unumgänglich. Der eigentliche Dateiname ist eher unwichtig, weil Serversoftware und Client ihn gar nicht verwenden. Es geht vielmehr um die so genannten ID3-Tags. Diese Speicherbereiche am Anfang jeder MP3-Datei enthalten Informationen zu Interpret, Musiktitel, Genre und Albumname. Clevere Anwendungen wie der Philips Media Manager organisieren damit die Mediensammlung und lassen auch das Bearbeiten dieser Info-Tags zu. Microsofts Windows Media Connect arbeitet dazu beispielsweise sehr eng mit dem Windows Media Player zusammen.
Zentrale Lösungen
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Yamaha setzt sein Musicast System dem UPnP-Standard entgegen. Diese Lösung baut auf dem zentralen Gerät MCX-1000 auf, das den Festplattenspeicher und ein CD-Laufwerk enthält. Das Drive rippt mit achtfacher Normalgeschwindigkeit auf die Platte. Die Titelinformationen kommen aus der integrierten Datenbank. Ist der Server über einen Router ans Internet anschlossen, erweitert er sie bei Bedarf durch ein Update. Er nimmt Musik aber nicht nur direkt von der Scheibe entgegen analoge und digitale Eingänge sorgen zusätzlich für den notwendigen Input.
Zur besseren Bedienung, beispielsweise beim Betiteln von Schallplattenaufnahmen, gibts einen Tastaturanschluss sowie eine S-Video-Buchse für den Fernseher. Im Normalfall reichen aber das integrierte Display und die Fernbedienung.
Der Client ähnelt einer Microanlage
Das Abspielgerät, das zu dem System gehört, der MCX-A10 Streaming-Client, ähnelt einer Mikro-Hi-Fi-Anlage. Passend dazu gibt es zusätzliche Flachlautsprecher. Per WLAN oder Ethernet holt sich das Gerät die Daten vom MCX-1000. Das Display, einige Funktionstasten und ein Mini-Joystick machen das Auffinden der gesuchten Musik recht einfach. Die Steuerung per Fernbedienung ist ebenfalls möglich allerdings im Blindflug, denn das Display ist aus zwei Metern Entfernung kaum mehr zu erkennen. Sind mehrere MCX-A10 im Haus verteilt, versorgt das System im Partymode sogar alle mit derselben Musik. Maximal fünf drahtlose und zwei kabelgebundene Clients sind gleichzeitig möglich.
Cooles Design
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Die Roku Soundbridge M-2000 sieht auf dem Schreibtisch oder Sideboard einfach cool aus. Das elegante Äußere der Hi-Fi-Röhre signalisiert gleich, dass man es hier mit einem besonderen Teil zu tun hat. Ein brillantes Display in Vakuum-Fluoreszenz-Technik stellt die Informationen zur aktuellen Musik so groß dar, dass si
e auch aus einigen Metern Distanz noch mühelos zu entziffern sind. Kontakt zum Server sucht die Röhre entweder per WLAN oder über Netzwerkkabel (eine entsprechende Anwendung befindet sich nicht im Lieferumfang). Als Lieferant dient jede UPnP-fähige Audioserveranwendung. Wer statt der eigenen Soundkollektion lieber Radio hört, findet in der Röhre selbst schon einige eingetragene Internet-Sender. Mit einem Router im Netz spielt das Gerät also ohne Umstände Webradio.
Digitaler Ausgang
Für den guten Ton gibts Analog- sowie Digitalausgang (optisch und Coax). Da kein Verstärker integriert ist, heißt es auf jeden Fall Aktivboxen anschaffen, wenn der Client ohne Anlage betrieben wird.
Die Streaming-Abteilung der MCW770-Mikroanlage von Philips ist nur eine von drei Soundquellen. Ein eingebauter 5fach-CD-Wechsler sowie ein Radiotuner sorgen ebenfalls für akustischen Nachschub. Der integrierte Verstärker bringt den Sound mittels Digitalequalizer in vier Klangvariationen auf die mitgelieferten Boxen. Und dabei handelt es sich nicht etwa um Billigquäker sie transportieren die zwei Mal 75 Watt des Verstärkers mit Vehemenz an die Außenwelt, ohne dabei in der Tonqualität zu patzen. Das System scheint optimal aufeinander abgestimmt zu sein. Jeder, der stattdessen andere Lautsprecher anklemmt, merkt sofort, dass die Anlage dann relativ mageren Sound liefert.
Nur per WLAN
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Anschluss ans Heimnetz findet die MCW770 ausschließlich per WLAN. Sollte noch keine entsprechende Infrastruktur vorhanden sein kein Problem. Philips liefert gleich einen USB-WLAN-Adapter mit. Als Serverlösung setzt der Hersteller auf den im eigenen Haus entwickelten Philips Media Manager, der nicht nur die Daten an Streaming-Clients liefert, sondern gleichzeitig auch die komfortable Verwaltung der Dateien übernimmt.Ist die Funkverbindung einmal eingerichtet, arbeitet das Ganze aber auch mit anderen UPnP-Server-Anwendungen zusammen. Die Steuerung besorgt komfortabel eine Fernbedienung. Die Anlage ist aber auch problemlos mittels der vorhandenen Tasten am Gerät selbst zu bedienen. Nicht so gut: Das Display ist aus der Ferne nur schwer zu erkennen.
Netgear MP101
Netzwerkspezialist Netgear stellt mit dem MP101 einen Player vor, der funktionell der Roku Soundbridge ähnelt. Das Kästchen präsentiert sich allerdings in weniger spektakulärem Design. Trotzdem wirkt das Gehäuse nicht billig. Das vierzeilige LC-Display dient zusammen mit der mitgelieferten Fernbedienung zum Auffinden der Titel auf einem Musikserver. Jedes Programm nach UPnP-Standard kann dem Player dabei als Quelle dienen.
Bedientasten am Gerät selbst gibt es keine. Genauso spartanisch ist die Ausstattung in puncto Ausgänge. Lediglich unverstärkte analoge Signale verlassen die rückwärtigen Cinch-Buchsen; Digitalschnittstellen sucht man vergebens. Dafür findet der Player sowohl per 54 MBit/s schnellem WLAN als auch per Ethernetkabel Anschluss ans Heimnetz.
Die Tests
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Im Audiotestlabor AV T.O.P. Messtechnik zeigen die Streaming-Clients, wie gut sie mit den Daten, die Ihnen der Medienserver sendet, umgehen.
Die Philips MCW770 bildet mit ihren System-Speakern ein optimales Gespann. Für Fremdlautsprecher sowie den Kopfhörerausgang sollte die Equalizer-Einstellung auf Jazz stehen, damit man saubere Höhen und Tiefen bekommt.
Der Netgear Mediaplayer MP101 liefert am Line-Ausgang mit einem Pegel von 1 Volt ein etwas schwaches Signal. Dafür ist die Kanaltrennung sehr sauber und der Hörtest ergibt: »fast originalgetreu«. Am Kopfhörerausgang gibt es dagegen Probleme mit niedrigen Frequenzen. Erst ab 70 Hz kommt was raus.
Hörtest mit Bassschwächen
Der Hörtest des Yamaha MCX-A10 Musiccast-Clients bringt ebenfalls das Ergebnis »fast originalgetreu« allerdings nur bis zu Frequenzen von etwa 15 kHz. Ab diesem Wert bricht das Signal vollkommen ein.
Die Roku Soundbridge M2000 zeigt leichte Bass-Schwächen und vereinzelt einen geringen Höhenabfall. Trotzdem verläuft auch hier der Hörtest insgesamt mit demselben sehr guten Ergebnis wie bei den anderen kandidaten. Allerdings ist auch bei der Soundbridge der Pegel des Line-Ausgangs mit gemessenen 1,17 Volt relativ niedrig, was in manchen Anlagenkonfigurationen zu leise sein kann und daher problematisch ist.
Testergebnisse
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Sowohl beim MP101 als auch beim MCX-A10 gibts Probleme mit dem Kopfhöreranschluss. Dem MP101 fehlt Bass; das MCX-A10 senkt ab 15 kHz den Level ab. Der MCX-A10 spielt nur MP3 und lediglich in drei Bitraten. Für die fehlende Webradio-Funktion gibts eine Nullwertung.
Im Standbybetrieb haben alle Geräte eine sehr niedrige Leistungsaufnahme. Selbst bei Abspielen bewegen Sie sich innerhalb des Rahmens, mit Ausnahme der beiden Systeme mit Verstärker. In der Gesamtbetrachtung liegen die Kandidaten trotz Unterschiede ähnlich.