Testverfahren Spiegelreflexkameras
So testet Anders Uschold
Kameratests
Testverfahren Spiegelreflexkameras
Soll der Test reproduzierbare, vergleichbare, praxisrelevante und auch noch umfassende Aussagen treffen, so wird er sehr aufwendig. DCTau (siehe links) hat sich ein Ziel gesetzt: diese vier Kriterien erfüllen, dabei nicht an der Praxis vorbeitesten, nichts über- und nichts untergewichten, weder etwas auslassen noch den Vergleich zu den Ergebnissen von letzter Woche vergessen. Deshalb prüfen und bewerten wir unter Laborbedingungen folgende Kriterien: Bei der Auflösung zählen der relative Wirkungsgrad (wie effizient ein Modell arbeitet) sowie die absolute Menge an Bilddetails, die eine Kamera wiedergeben kann. Dazu prüfen wir bei Objektiven mehrere Blenden, weil es dem Fotografen nichts bringt, wenn er nur bei einer Einstellung Spitzenwerte hat und sonst undifferenzierte Bilder bekommt.
Auflösung durch Zulassen von Artefakten
Viele Hersteller erhöhen die Auflösung, indem sie bei feinsten Strukturen Störungen und Artefakte zulassen. Aggressive Abstimmungen dieser Art bekommen eine Abwertung. Rauschen, sprich: die unruhige Wiedergabe homogener Bildbereiche, prüft Uschold bei allen Bildhelligkeiten von Schwarz bis Weiß, in allen Farbkanälen und bei allen ISO-Empfindlichkeiten.
Ob das Rauschen bunt oder farbneutral, aggressiv oder weich ist, spielt für die bildliche Wirkung ebenfalls eine Rolle.
Der nächste Testpunkt bei der internen Signalverarbeitung ist die Scharfzeichnung. Sie werden je nach Ausprägung und geglückter Umsetzung bewertet und dann den unterschiedlichen Benutzergruppen »Schnappschuss« oder »Bildbearbeitung« zugewiesen.
Das Objektiv
Testverfahren Spiegelreflexkameras
Die Eingangsdynamik ist bei kontrastreichen Motiven sehr wichtig. Ist sie schlecht, können helle Bildpartien weiß ausbrennen und dunkle schwarz absaufen. Wie genau eine Kamera die Tonwerte wiedergibt, bestimmt, ob sie zum Beispiel flaue Lichter und Schattenpartien oder präzise Helligkeiten reproduziert.
Beim Objektiv kommt noch die enorm wichtige Randabdunkelung dazu. Im Gegensatz zum Rauschen oder der Auflösung sieht man sie bei jeder Bildgröße. Sie werden bei verschiedenen Blenden ermittelt. Erst dann gibt es eine Empfehlung, welche Blendeneinstellungen für eine homogene Wiedergabe geeignet sind.
Die Verzeichnungsmessung zeigt schließlich, ob der Kandidat Linien nahe des Bildrandes gerade oder tonnen- beziehungsweise kissenförmig verbogen darstellt ein entscheidendes Argument für Architektur- und Landschaftsfotografen.
Die Gesamtmessung einer Kamera ist ausgesprochen komplex und letztlich fließen alle diese festgelegten Kriterien ihrer Wichtigkeit nach in die Beurteilung ein. Die aussagekräftigsten Werte sind in einer grafischen Darstellung als Kurven zu sehen.
Zur Person
Testverfahren Spiegelreflexkameras
Anders Uschold betreibt ein Testinstitut für digitale Fotografie, auf das sich Fachmagazine in Deutschland, Österreich, Großbritannien, Norwegen, Griechenland, Portugal, Spanien und der Tschechischen Republik verlassen.
Für diese Tätigkeit entwickelte er ein sehr strenges und einzigartiges Testverfahren für digitale Kameras. Dieses oft zitierte Verfahren hat sich als weltweit führend etabliert und heißt DCTau (Digital Camera Test Anders Uschold). Als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für analoge und digitale Fotografie, Scan- und Videotechnik sowie Bildauswertung durch die Industrie- und Handelskammer für München und Oberbayern wird Uschold auch bei gerichtlichen Streitigkeiten als Gutachter hinzugezogen.
Seine fachliche Kompetenz konnte er bei seiner passiven Mitgliedschaft von 2000 bis 2003 in der DIN/ISO-Arbeitsgruppe 42/WG 18 »photography« weiter ausbauen. Seit 1999 ist er Lehrbeauftragter des Instituts für Informatik der technischen Universität München für den Lehrstuhl digitale Bildverarbeitung. Anders will noch weiter hinaus und schreibt gerade an seiner Doktorarbeit über das Thema »Bewertung digitaler Fotografie im praktischen und wissenschaftlichen Einsatz«.