“Management by Massenmeinung”
Macht Marktforschung in Weblogs Produkte besser?

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“Management by Massenmeinung”

Im Internet gibt es eine Website, die mehr über die Gesetze der menschlichen Anziehungskraft verrät, als dies ein Psychologie-Studium je schaffen würde. Sie heißt: “Am I hot or not?” (“Bin ich attraktiv oder nicht?”) und beruht auf einem einfach umwerfend simplen Konzept: Die Besucher der Seite werden aufgefordert, ein Bild von sich zu schicken, das dann von anderen Besuchern der Site bewertet wird (auf einer Skala bis 10). Neben dem eingereichten Bild sieht man dann die bis dahin erlangte durchschnittliche Bewertung. Diese zeigt dann mit einer faszinierenden Vorhersagbarkeit, dass wir nicht alle gleich geboren sind, wenn es sich um das Aussehen handelt – und dass die Bewunderung, die man einheimsen kann, umso größer ist, je mehr Hüllen man fallen lässt.

Diese nicht ganz ernst gemeinte Webseite ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie das Internet es geschafft hat, neue, mächtige Wege zu eröffnen, um für ein paar Cent Informationen zu sammeln. Auch lässt dies die Manager über uralte Methoden der Marktforschung und die Entscheidungsfindung auf Gruppenbasis aufs Neue nachdenken.

Internet-Geschwätz ist aufschlussreich
Warum sollte man Hunderttausende von Euros für die traditionelle Marktforschung ausgeben, wenn es zunehmend möglich ist, die “Bin-ich-attraktiv-oder-nicht”-Methode auch unternehmensseitig anzuwenden, indem man das Internet-Geschwätz durchforstet?

Obwohl viele Industriezweige Newsgroups sowohl intern als auch extern seit Jahren nutzen, um in eine Art kollektiver Information einzutauchen, wissen viele nicht, wie sie auf diesem Wege weiter vorankommen sollen. Aber es gibt Anzeichen, dass sich dies ändert, dank dem Auftauchen von Suchdiensten, die Weblogs durchforsten – Online Tagebücher, die eine neue Art von individuell gestaltetem Online Journalismus mit Diskussionsforen darstellen.

Jetzt ist eine wachsende Anzahl von Diensten verfügbar, um “Maßnahmen zur Sicherung des guten Rufs der Firma” zu unterstützen, indem sie Suchtechniken verwenden, mit denen sie um die Weblogs herumschwirren und relevante Informationen für ihre Kunden herausziehen.

Blogs durchkämmen: Pharma-Unternehmen fangen schon an
Im Juni berichtete die Financial Times, dass einige führende Pharmaunternehmen erwägen, solche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen, um herauszufinden, was die Weblog-Autoren über ihre Produkte sagen. Die Dienste können auch Newsgroups und Foren scannen, um nach etwaigem Informationsaustausch zwischen Patienten zu suchen.

Diese Suchdienste gelangen an eine Menge von äußerst nützlichen Informationen über Firmen, indem sie Tools verwenden, die die wachsende Menge von Informationen der Privatnutzer filtern und durchsuchen. Weil offenbar viele Menschen scharf darauf sind, ihre Ansichten zum Ausdruck zu bringen, und dies mit der Weblog-Technik sehr einfach und schnell tun können, ergibt eine Suche über diese Websites eine Menge Stoff für Marktforscher.

Der Erfolg derartiger Dienste ist unterschiedlich, denn – wie wir alle wissen – es ist die eine Sache, Informationen online zu erfassen, eine ganz andere aber, sie effektiv zu filtern und zu sortieren.

Vielleicht liegt der Hauptgrund dafür, dass mehr und mehr Firmen das Internet durchforsten, um eine Hilfe zu bekommen. Sie glauben, dass sie so ihren Ruf am besten managen können und Feedback zu ihren Produkte ohne aufwändige Aktionen bekommen – sie zapfen einfach einen großen Bereich des kollektiven Denkens an.

Massenweisheit erleuchtet Manager
Ein neues Buch von James Surowieki (das von Malcolm Gladwell, dem Autor von “The Tipping Point” sehr hoch bewertet wurde) mit dem Titel “The Wisdom of Crowds”, konzentriert sich genau auf diesen Punkt: Dass große Gruppen häufig bessere Entscheidungen treffen können als Einzelpersonen oder kleine Gruppen.

Wettbörsen demonstrieren, wie dieses Konzept genutzt wird, um Geld zu machen, indem man Meinungen darüber, wie die Sache ausgeht, sammelt. Wie eBay erlaubt die Wettbörse den Nutzern, Preise festzulegen – in diesem Industriebereich erwirtschaften sie Gewinne, indem sie einfach den Menschen gestatten, miteinander Wetten abzuschließen und zwar zu Bedingungen, die diese untereinander ausmachen.

IT-Chefs sollten eine Schlüsselrolle dabei einnehmen, wenn es darum geht, den Unternehmen zu helfen, sich die neuen Möglichkeiten, die von diesen Diensten angeboten werden, zunutze zu machen. Auch sollten sie diese Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Diensten wahrnehmen, die die Kosten für Forschung und Markenpflege reduzieren und neue Optionen für die Kunden bieten.

Sicher sind wir noch nicht so weit, dass der typische Unternehmensvorstand seine Entscheidungen dem Volk zur Abstimmung vorlegt, aber es ist an der Zeit, dass er sich damit beschäftigt, wie solche Systeme dem Unternehmen nützlich sein könnten.

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