Powerline gegen ADSL
Europas Machtkampf um das Breitband

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Powerline gegen ADSL

Letzten September schrieb ich einen Artikel über Powerline Telekommunikation (PLT) und seine unsichere Zukunft als eine Technologie für den Breitbandzugang. Seitdem hat die Europäische Kommission (EC) ihre Recommendation on broadband electronic communications through powerlines (Empfehlung hinsichtlich der elektronischen Kommunikation mittels Powerlines) veröffentlicht, was einen Versuch darstellt, die Einrichtung von PLT-Systemen zu unterstützen.

Diese Empfehlung besagt, dass die Mitgliedsstaaten “jegliche
ungerechtfertigten behördlichen Hindernisse” für den Einsatz von PLT beseitigen sollen. Die Kommission vertritt auch eine sehr dubiose Haltung in Bezug auf die elektromagnetische Kompatibilität (EMC): solange die einzelnen Komponenten des Systems den EMC-Anforderungen genügen, sollte das Gesamtsystem so betrachtet werden, als genüge es diesen Anforderungen ebenfalls.

Vom technischen Gesichtspunkt her ist das völliger Blödsinn.
Die europäische Kommission sichert sich jedoch insofern ab, als sie meint, dass im Falle von Störungen die Behörden “in Betracht ziehen sollten, spezielle Maßnahmen” auf der Basis der EMC Direktive zu ergreifen.

Diese Direktive ist dazu gedacht, Störungen zwischen den verschiedenen Geräten zu verhindern und hat sich über die Jahre hinweg recht gut bewährt.

Die sehr seltsame Maßnahme der EC kam dadurch zustande, dass eine gemeinsame Arbeitsgruppe der Europäischen Standardisierungsbehörden es nicht geschafft hat, einen zuverlässigen Standard zu entwickeln, der geringe Störpegel von Übertragungssystemen über Stromkabel sicherstellt. Die Arbeitsgruppe wurde durch politische und technische Argumentationen immer wieder in ihrer Arbeit aufgehalten, und auch jetzt ist noch kein Zeichen eines Abschlusses in Sicht.
Die Europäische Kommission glaubt es besser zu wissen als die technischen Experten.

Selbst mit der Unterstützung der EC ist es nicht wahrscheinlich, dass es zu einem maßgeblichen Einsatz der PLT Systeme kommt, denn die Zeit macht nicht halt und der Breitband Markt hat sich verändert. DSL Systeme, insbesondere ADSL, sind jetzt auf einem so niedrigen Preisniveau zu haben, dass es für jede andere Technologie schwierig ist, damit zu konkurrieren, wenn sie nicht wesentliche zusätzliche Vorzüge aufweist.

Die fragwürdigen Vorzüge hinsichtlich der Leistung der PLT Systeme verglichen mit DSL und dazu noch die Unsicherheiten bezüglich der Signalstörungen machen PLT für Investoren sehr wenig attraktiv.

Das Unternehmen Scottish and Southern Energy betreibt weiterhin einige wenige Pilotsysteme – es gibt aber keine Ausweitung auf neue Anlagen.

In der Tat bietet das Unternehmen jetzt ADSL an und unterhält gerade mal ein kleines PLT System, das nur dazu dient, Breitbanddaten innerhalb des Hauses zu verteilen. Ob dies mit dem drahtlosen LAN Modell konkurrieren kann, bleibt abzuwarten.

Die Zeit arbeitet für ADSL

Die Nutzer scheinen aller paar Jahre die Verdopplung der Geschwindigkeit zu erwarten und es wurde eine Menge Arbeit geleistet, um die Übertragungsgeschwindigkeiten, die DSL bieten kann, zu steigern. Es scheint, dass wesentliche Verbesserungen erreicht werden können, ohne dass größere Veränderungen in der Infrastruktur nötig sind.

Das bedeutet, dass Dienstleistungen mit höheren Geschwindigkeiten zu vernünftigen Preisen angeboten werden können, was für PLT den Wettbewerb noch schwerer macht.

Allerdings ist die ganze Angelegenheit auch etwas vertrackt und zwar insofern, dass die neuen DSL Techniken die gleichen Frequenzen wie PLT verwenden und ähnlichen EMC-Problemen ausgesetzt sein könnten. Falls dies passiert, werden wir uns auf drahtlose oder faseroptische Systeme verlassen müssen, wenn wir den nächsten Schritt auf dem Gebiet der Bandbreite gehen wollen. Aber das ist schon Stoff für einen anderen Artikel.

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