Die Zukunft des iPod
Apple muss sich entwickeln oder untergehen
Apple muss sich entwickeln oder untergehen
Die Zukunft des iPod
Wenn man durch die örtliche Einkaufsstraße geht oder sich die Pendlerkollegen ansieht, wird man eine Menge Leute mit weißen Kopfhörern sehen – dem Erkennungsmerkmal der iPod-Besessenen.
Die Popularität des Geräts lässt sich so wenig leugnen wie seine Effizienz als digitaler Audio-Player. Aber wie lange kann Apple ein Gebiet dominieren, das zunehmend ins Blickfeld größerer Wettbewerber gerät, von denen viele mehr Erfahrung und größere Budgets haben? Sieht man sich die heutigen Verkaufszahlen an, hat es den Anschein, als lägen der iPod und der mit ihm verbundene iTunes Music Store uneinholbar in Führung. Laut Apple haben die iTunes-User bis Oktober 2004 mehr als 150 Millionen Songs heruntergeladen. Diese Mitteilung wurde von einer Studie der Forschungsgruppe NPD gestützt, die zu dem Ergebnis kam, dass iTunes einen Anteil von rund 70 Prozent an den Musikdateien hatte, die legal zwischen Dezember 2003 und Juli 2004 heruntergeladen wurden. In derselben Studie wurde auch behauptet, dass die größten Rivalen von Apple zusammen auf einen Marktanteil von 23 Prozent kämen.
Der Erfolg des iPod hängt an der Marke
Die Zukunft des iPod
Einer der wesentlichen Gründe für den Erfolg des iPod ist sein modisches Image und eine kultähnliche Gefolgschaft, die die Marke predigt. Schon die Erwähnung des Namens ist mit dem Bild von Coolness verbunden und der Assoziation einer Gruppe von Menschen, die sich dem Microsoft-Trend verweigern und sich auf die Seite des Underdogs geschlagen haben.
Auch der Mangel an glaubwürdigen Rivalen hat zur Popularität des iPod beigetragen. Viele dieser Thronanwärter bieten eine längere Liste von Funktionen an, die meisten davon sind jedoch plump, unattraktiv und folglich kaum geeignet, um die Herzen auf einem Konsumentenmarkt zu gewinnen, der so sehr von Stil besessen ist. Aber was ist mit der Zukunft? Kann der iPod seine Popularität beibehalten, die auf seinem Image basiert, oder muss er sich entwickeln, um nicht unterzugehen?
Die wachsende Popularität rechtmäßiger Musik-Download-Dienste wird sehr schnell zu einem Faktor, der die Umsätze von digitalen Audio-Playern antreibt. iTunes hat dem iPod zur Reife verholfen, aber sowohl der Player als auch sein eigenes Audio-Format werden wahrscheinlich durch konkurrierende Geräte und Dienste Federn lassen müssen. Napster, Musicmatch und der MSN Music Store bieten alle WMA-Audio an, ein Dateiformat, mit dem der iPod derzeit inkompatibel ist. Auch wenn iTunes die größere Auswahl an Musik bietet und auf einer Pro-Song-Basis preisgünstiger ist als die Konkurrenten, kann der Wettbewerbseinfluss die Anbieter von WMA-Musik nur dazu bringen, die Musikpreise zu senken, um den Marktanteil zu erhöhen. Befürworter von MSN Music erwarten, dass iTunes bald übernommen wird, auch wenn diese Ansicht nicht die etablierte Basis von iTunes-Nutzern berücksichtigt, die einen PC benutzen.
Kompaptibilität ist ein entscheidender Faktor
Die Zukunft des iPod
Die Konsumenten sind historisch gesehen zurückhaltend, wenn es um das Investieren in proprietäre Formate geht. Statt dessen ziehen sie Formate vor, die über größere Akzeptanz verfügen. Daraus folgt, dass die Konsumenten von digitalem Audio trotz der derzeitigen Popularität des iPod sich Geräten zuwenden werden, die größere Kompatibilität bieten. Man muss als Beleg nur an den vergleichsweise kleinen Marktanteil von Apple Macintosh im Vergleich zu PCs denken.
Trotz seiner derzeitigen Popularität ist der iTunes Music Store tatsächlich ein Verlustbringer, der vor allem betrieben wird, um das Wachstum des iPod voranzutreiben. Sollten WMA-basierte Download-Dienste anfangen, den Marktanteil von iTunes anzuknabbern, kann Apple größere Verluste erwarten und wird weniger in der Lage sein, Preissenkungen der Rivalen zu bekämpfen. Ohne iTunes könnte die Markenstärke des iPod zu verblassen beginnen, da es eine Vielzahl bereits existierender und angekündigter Player gibt, die ihn in einen Nischenmarkt drängen könnten. Der Creative Zen Micro ist beispielsweise besser als tragbares Gerät zu verwenden und bietet mehr Speicher, Funktionen und Formatkompatibilität als der iPod Mini. Außerdem soll er mit einer geplanten Marketingkampagne mit einem Budget von 100 Millionen Dollar unterstützt werden.
Apple steht vor schwierigen strategischen Entscheidungen
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Ob sich die Strategien für konkurrierende Player und der Wettbewerb durch Musik-Download-Sites auf den iPod auswirken werden, ist fraglich, aber alle Anzeichen deuten darauf hin. Wenn dies geschieht, könnte sich Apple auf seine fast fanatische Markenakzeptanz verlassen und kontinuierlich Kunden für die Unterstützung seiner Formate und Player gewinnen. Realistischer ist allerdings die Annahme, dass die Firma nachgeben muss und in künftige Versionen ihrer Produkte Unterstützung für Windows WMA Audio integrieren muss.
Manche halten dies für unausweichlich, vor allem, weil der iPod bereits mittels eines Firmware-Upgrades WMA-Dateien unterstützen kann. Apple wird allerdings zögern, diesen Pfad einzuschlagen, da er die größeren Ziele schwer beschädigen könnte. Der Chief Financial Officer des Unternehmens wird dahingehend zitiert, dass er glaube, dass die Popularität der Musikprodukte einen ?Hallo-Effekt? schaffen werde, der zu gesteigertem Umsatz im Computer-Bereich führen werde.
Diese Übernahme von WMA könnte eins von zwei Ergebnissen haben. Erstens könnte es den iPod zum einzigen digitalen Audio-Player machen, dessen Besitz sich lohnt. Weshalb sollte man sich schließlich ein weniger bekanntes Gerät kaufen, wenn der alleserobernde iPod alles kann? Das zweite Ergebnis bereitet Apple ziemliche Sorgen. Wenn iTunes angesichts von WMA weniger wettbewerbsfähig wird, wird es größere Verluste produzieren und die Umsätze des iPod weniger stark vorantreiben.
Damit hat der iPod wenig mehr als sein Marken-Image als Rückhalt. In vielen Fällen hat die Geschichte gezeigt, dass ein Produkt, bei dem die emotionale Verbundenheit größer ist als der messbare Wert, mit hoher Wahrscheinlichkeit durch besser aufgestellte Rivalen verdrängt wird. Große populäre Marken (wie Atari und Kodak) haben ein ähnliches Schicksal erlitten. Wenn der iPod sich also unvermeidlicherweise weiterentwickeln muss, ist die Frage, ob es rechtzeitig und in ausreichendem Umfang geschieht.