Mobile Computing
Sie können alles und nichts: Hartes Urteil für das “Mehrzweckgerät”

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Mobile Computing

Der gegenwärtige Trend, Geräte zu bauen, die unterschiedlichste Funktionen erfüllen, schafft eine Generation von mittelmäßigen, unspezifischen Tools, die auf keinem Gebiet wirklich perfekte Arbeit leisten. Kelvyn Taylor hofft nur, dass der Desktop-PC davon verschont bleibt.

Ich muss zugeben, dass ich gegen Produkte, die sich nicht klar definieren lassen, eine gründliche Abneigung habe, ebenso wie ich das Erweiterungs-Zubehör von Akkuschraubern (mit “1001 Verwendungsmöglichkeiten”!) oder Mehrzweck-Werkzeuge für die Hosentasche verabscheue, die alles von der Nagelfeile bis zum Inbusschlüssel in einem einzigen, unsinnigen Monstrum vereinen.

Auch Universalküchenmaschinen erregen meinen Zorn, vor allem solche mit 3 Dutzend auswechelbaren Messereinsätzen, von denen die meisten dafür gemacht zu sein scheinen, Dinge zu zerschneiden, von denen noch kein Mensch je gehört hat.

Was solche Geräte so verabscheuenswürdig macht, weiß jeder, der je eines gekauft oder – noch schlimmer – als Geschenk bekommen hat: Sie sind alle nichts weiter als faule Kompromisse.

Ein Akkuschrauber ist gut für das, für was er eigentlich gedacht ist, nämlich Löcher zu bohren. Zum Autopolieren, als angebliche Kreissäge oder als Schwingschleifer macht er eher eine erbärmliche Figur. Würde ein Mechaniker mit so etwas an die Reparatur meines Autos gehen, würde ich in Panik die Flucht ergreifen.

Ich komme aus einer Familie von Handwerkern, und ich weiß sehr wohl, dass man das richtige Werkzeug braucht, um eine Sache ordentlich zu machen. Und in der Welt der Profiwerkzeuge hat uns der menschliche Erfindungsgeist auch bewiesen, dass er eine erstaunliche Vielfalt von “Einzweck”-Geräten hervorzubringen vermag, die nicht nur Zeit sparen, sondern auch besser sind als ihre jeweiligen Vorgänger.

“Nagelpistolen” sind ein gutes Beispiel, oder auch Laser-Wasserwaagen. Ein Werkzeug, das zehnerlei Dinge kann, wird sehr wahrscheinlich keines davon perfekt tun. Bei Black & Decker hat man das zum Beispiel vor vielen Jahren erkannt, als man sich von der Power-Tools-Produktion verabschiedete und stattdessen weiterhin auf Qualität setzte bei denjenigen Werkzeugen, die genau das taten, was sie versprachen – und kein bisschen mehr.

Warum werden also trotzdem jede Woche neue technische Produkte auf den Markt geschleudert, die wie die Plastikvariante eines Schweizer Armeemessers daherkommen?

“Smartphones sind das beste Beispiel für verfehlte Produktpolitik”

Smartphones sind das aktuellste Beispiel – Nokias neustes 7710-Handset tut tatsächlich so, als wäre es ein Mini-PC. Es kann Handschriften lesen, hat ein Wide-Screen-Display, eine Kamera, einen E-Book-Leser und eine eingebaute Blogging-Software. Doch kann man es ans Ohr halten und telefonieren? Ja, man kann, aber das schaut ziemlich dämlich aus, es hat nicht einmal einen Anflug von vernünftigen Wähltasten, nur “weiche” Tasten auf dem Display.

Vielleicht fehlt Nokia noch die zündende Idee: Es sollte sich mit Microsoft zusammentun und sein Gerät im Bundle mit einem Media Center PC anbieten. Das passt doch, finden Sie nicht?

Vielleicht denken Sie jetzt, das ist ja alles etwas übertrieben und kommt eben von jemandem, der den PC als ideale Lösung für Geschäftsanwendungen propagiert. Aber der Unterschied ist der, dass der PC ein universelles Gerät ist, und kein Mehrzweckgerät. Das mag für manche nach Haarspalterei klingen, aber nehmen wir doch mal zur Verdeutlichung das Beispiel eines Hammers. Ziel und Zweck eines Hammers ist es, auf etwas zu schlagen. Man kann mit ihm aber auf alle möglichen Dinge draufzuhauen, auf jede erdenkliche Art und Weise. Das macht ihn zum Universalgerät.

Es bleibt zu hoffen, dass der Trend zu Mehr- und Allzweckgeräten nur eine vorübergehende Marotte ist, die den Desktop-PC wenn möglich unberührt lässt. Jeder, der sich noch an den ICL One Per Desk aus den 80ern erinnert, wird mit mir übereinstimmen.

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