Enterprise Computing
Das Mooresche Gesetz gilt auch für Monitore
Enterprise Computing
In der IT-Industrie verweist man oft auf das Mooresche Gesetz und zitiert die Vorhersage von Gordon Moore, Mitbegründer des Chip-Herstellers Intel, dass die Leistungsfähigkeit von Prozessoren im Lauf der Zeit exponential steigen werde. Auch wenn sich dies im Wesentlichen als zutreffend erwiesen hat, hat Moore nicht versucht, ähnliche Prognosen für Technologien jenseits integrierter Schaltkreise abzugeben. Man fragt sich, was er zu anderen Hardware-Elementen gemeint hätte, die mit Computern zusammenhängen, zu Bildschirmen etwa.
Man schaue sich beispielsweise den PC-Systemspeicher an: Der hat sich bei Durchschnitts-PCS seit 1990 um das Tausendfache gesteigert. Der Festplattenspeicherplatz ist um den Faktor eine Million gewachsen. Im selben Zeitraum hat der durchschnittliche Display-Bereich eines Büro-PC-Bildschirms um einen Faktor von weniger als zwei zugenommen. Der Dot-Pitch – der physische Abstand zwischen den Pixeln auf dem Monitor – hat sich kaum geändert.
“Kleine Verbesserungen kosten große Summen”
Dadurch entstehen drei Probleme. Das erste ist, dass unser visueller Zugang zur Datenverarbeitung in ein relativ kleines Rechteck komprimiert ist. Zweitens, wenn wir größere Displays haben wollen, kosten kleine Verbesserungen große Summen. Ein 1024×768-TFT-Monitor ist für 250 Euro zu haben, aber eine marginal bessere 1920×1200-Version kostet etwa 2.500 Euro. Drittens, ganz gleich, wie groß der Bildschirm ist, leidet er weiterhin unter der groben Auflösung von etwa 72 bis 96 dots-per-inch (dpi). Hätte sich die Display-Technologie ähnlich effizient entwickelt wie das digitale Drucken, könnten wir inzwischen Monitore mit 1000 dpi oder mehr benutzen.
Das letztgenannte Argument hat dem F&E-Team von HP in Bristol zu denken gegeben, Offenbar ist die große Einschränkung für die Flachbildschirm-LCD-Technologie nicht die Notwendigkeit, einen Transistor hinter jeden Pixel zu setzen, um ihn anzuschalten, sondern die Produktion der Display-Struktur. HP ersetzt die traditionelle Photolitographie-Methode, die der Art und Weise ähnelt, wie Silizium-Chips produziert werden, durch etwas, was daran erinnert, wie Tintenstrahldrucker funktionieren. Der Farbfilter und die Elektrodenstruktur eines LCD-Displays werden aufgebaut, indem Schichten von leitenden Polymeren “gedruckt” werden.
“Eine neue, plastikbasierte LCD-Struktur benötigt weniger Schichten und ist viel dünner”
Im Ergebnis benötigt die neue, plastikbasierte LCD-Struktur weniger Schichten und ist viel dünner. Sie muss nicht mehr zwischen starres Glas gepresst werden, stattdessen genügt klareres Plastik. In Kombination mit Technologien, die sich vom Transistor-Per-Pixel-Ansatz gelöst haben, könnte dies drastisch niedrigere Produktionskosten zur Folge haben, die vielleicht um das Fünffache niedriger sind. Und das Hochauflösungs-Tintenstrahldrucken sollte in der Lage sein, die heutige Display-Auflösung innerhalb desselben physischen Bildschirmraums zu verdoppeln. HP spricht von einer Auflösung von über 200 dpi auf Displays, die 60 Zentimeter breit sind.
HP sucht nicht als einziges Unternehmen beim digitalen Drucken nach Lösungen für Herstellungsprobleme bei Displays. Epson hat unlängst den Prototyp eines 1280×768-Displays hergestellt, der auf der Technologie der Organic Light-Emitting Diode (OLED) beruht. Epson geht davon aus, dass im Jahr 2007 die ersten Consumer-Produkte ausgeliefert werden.
Von den winzigen Prototypen her zu beurteilen, die ich neulich sah, ist HP noch ein paar Jahre davon entfernt, ein Produkt auf den Markt zu bringen. Abgesehen von Größe und Auflösung scheint es Probleme mit der Bildwiederholungsgeschwindigkeit zu geben, die noch gelöst werden müssen. Wenn das Display nicht schnell genug aktualisiert werden kann, wird es zu Kiosk- und Point-of-Sale-Anwendungen verdammt sein statt beim Desktop-Computing eingesetzt zu werden.
Wird dieses Problem allerdings gelöst, können wird uns auf den ersten echten Sprung nach vorne bei der Displaygröße und Auflösung von Desktopgeräten freuen, seit IBM den VGA-Standard eingeführt hat.