Videoconferencing
Technik-Demonstrationen verschleiern oft die Tatsachen

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Demonstrationen spielen heute eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Fähigkeiten einer Hard- oder Software dem interessierten Publikum näher zu bringen, doch nur selten scheinen sie die Leistungsfähigkeit eines Produkts genau wiederzugeben.

Videoconferencing

Demonstrationen spielen heute eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, die Fähigkeiten einer Hard- oder Software dem interessierten Publikum näher zu bringen, doch nur selten scheinen sie die Leistungsfähigkeit eines Produkts genau wiederzugeben.

Gerade bei Videokonferenz-Systemen verschleiern nach Auffassung von Martin Courtney die meisten Demonstrationen die eigentlichen Stärken, aber auch Probleme dieser Technologie.

Wann immer ich in den Genuss solcher – bis zum Erbrechen wiederholter Videokonferenz-Demos kam, ob auf Ausstellungen oder beim Anbieter direkt, wurde die Videokonferenz entweder zwischen PCs geschaltet, die sich im selben Raum gegenüber standen, oder in zwei benachbarten Zimmern. Und das geht freilich am Sinn und Zweck einer Videokonferenzschaltung, nämlich der Möglichkeit, über größere Distanzen miteinander zu kommunizieren, gänzlich vorbei.

Zugegeben, dieses Szenario kann die Benutzeroberfläche, die Kameraauflösung und die Mikrofon-Qualität demonstrieren und mag sogar ein paar Zweifler davon überzeugen, dass die Technologie tatsächlich in bestimmten Umgebungen gut funktioniert. Aber als Beispiel für eine realitätsnahe Verwendung, bei der Firmen Videokonferenzschaltungen einsetzen, um mit dem Personal und mit Geschäftspartnern, vielleicht anderen Zweigstellen am anderen Ende der Welt in Kontakt treten, ist es völlig unbrauchbar.

Meine eigenen Erfahrungen mit der Weiterleitung von Videobildern über ein kleines LAN zeigen, dass selbst über langsame 802.11b-Verbindungen mit einer Bandbreite von höchstens 5,5 MBit/s Echtzeitvideos und -Audioübertragungen hoher Qualität übertragen werden können, mit fast oder gar keinen Schwankungen und Wartezeiten, die das Bild verschlechtern oder die Konversation behindern würden.

Es kann sich also jeder leicht vorstellen, dass bei einer Videokonferenz-Demonstration, die höchstwahrscheinlich zwischen PCs innerhalb eines isolierten Gigabit- oder sogar eines Fast Ethernet-Subnetzes geschaltet wird und den Verkehr lediglich auf andere PCs im gleichen Subnetz weiterleitet, ohne Belastung durch übrigen LAN-Verkehr, eine perfekte Leistung bringt.

Selten wurde ich Augenzeuge einer Demonstration, die einen Videoaufruf aus dem LAN über das Internet oder Intranet an einen entfernten Standort zu übertragen hatte. Doch gerade dies würde es dem Einkäufer erlauben, sich ein realistisches Bild über die Leistungsfähigkeit zu machen, die er nach Installation des Systems in seinem eigenen Netzwerk erwarten könnte.

Natürlich haben Anbieter einen guten Grund, diese Art von Demonstration zu vermeiden, nämlich Angst. Sie schrecken davor zurück, den Betrachter mit dem zu konfrontieren, was die Leistung einer Videokonferenz über WAN-Verbindungen ist: ein unvorhersagbares Unterfangen – und das selbst bei festgeschalteten VPN-Verbindungen, wo die Bandbreite nur mit Mitarbeitern anderer Standorte geteilt werden muss.

An einem guten Tag ohne viel Verkehr im Netz mag die Leistung in Ordnung sein. Am nächsten kommt es dann vielleicht, ungeachtet der Servicebedingungen, zu Übertragungsstaus, Warten in Prioritätsschleifen und anderen von den Schaltern und Routern erzwungenen Maßnahmen, die die Chancen auf eine erfolgreiche Unterhaltung mit Blickkontakt mit einem Kollegen über das Netzwerk bis auf Null schwinden lassen.

So manch einer fragt sich, warum so viele Unternehmen nicht endlich ihren Argwohn gegenüber Videokonferenzen aufgeben und die Technologie endlich annehmen. Demonstrationen, die die Leute nicht für dumm verkaufen und ihnen diese Systeme wahrheitsgetreu und realitätsnah vermitteln, könnten, denke ich, hierzu einen ersten Beitrag leisten.

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