Bürokratie trägt zum Rückgang der Zahl der Firmengründungen bei
Das geht aus einer von Arbeitgeberverbänden beauftragten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervor. Ihr zufolge ist die Zahl der Unternehmensgründungen in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Eine Trendwende sei nicht in Sicht: Im Gegnteil: Jede Maßnahme der Politik verschärfe die Situation noch.
Eine von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in Auftrag gegebene Untersuchung zum Gründungsklima bescheinigt dem Standort Deutschland ungünstige Voraussetzungen: Trotz viel Aufmerksamkeit für Start-ups durch Politik, Gesellschaft und Medien sorgen in der Praxis zahlreiche bürokratische Hürden dafür, dass die Anzahl der Firmengründungen in den vergangen zehn Jahren um mehr als 40 Prozent zurückgegangen ist. Die INSM, Auftraggeberin der Studie, wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert.
Für die Studie wurden Indikatoren zur Regulierung und Finanzierung des Gründungsgeschehens untersucht. Außerdem wurde die Situation in Deutschland mit der in anderen europäischen Ländern sowie den USA verglichen. Dabei zeigte sich auch, dass die Höhe des investierten Wagniskapitals im Vergleich zum gesamten Bruttosozialprodukt in Deutschland deutlich unter dem liegt, was zum Beispiel in Israel, den USA, Irland, Schweden oder auch der Schweiz investiert wird. Österreich rangiert hier direkt nach Deutschland auf Platz 13.
Diese Position nimmt Deutschland in Bezug auf die durch die Bevölkerung wahrgenommenen administrativen Gründungshemmnisse ein. Am unkompliziertesten, ein neue Firma zu gründen, scheint es demnach in Österreich zu sein. Weitere Spitzenplätze belegen Island, die Schweiz, Estland und die Niederlande. Die USA liegt gleich nach Großbritannien auf Rang sieben. Besonders schwierig ist die Firmengründung nach Ansieht der Bevölkerung übrigens in Griechenland und Italien – was auch zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten dieser Länder beitragen dürfte.
Die Autoren der Studie sehen unter anderem den gesetzlichen Mindestlohn für Praktikanten und die geplante Verschärfung der Arbeitsstättenverordnung als in jüngster Zeit in Deutschland hinzugekommene bürokratische Hürden. Und die Situation verbessere sich trotz der zahlreichen Lippenbekenntnisse nicht: “Mit jedem Eingriff verstärkt die Politik den Eindruck zunehmender Regulierung und belastet damit das Gründungsklima.”
Um die Situation für Gründer zu verbessern, empfiehlt die Studie der Politik unter anderem die Rahmenbedingungen für Venture Capital attraktiver zu machen. Dabei könne man sich am Vorbild anderer europäischer Ländern orientieren. Existiernde Finanzierungsprogramme sollten zudem besser bekannt gemacht werden. Ob das nun in Zeiten des Internets und zahlreicher Initiativen und Portale zur Start-up-Finanzierung wirklich erforderlich ist, darf allerdings bezweifelt werden. Sinnvoller erscheint da schon die Forderung, vorhandene Bürokratie durch zentralisierte Behördenvorgänge zu reduzieren. Und natürlich wird der Abbau von Bürokratie beim Mindestlohn und der geplanten Arbeitsstättenverordnung vorgeschlagen.
“Mutige Gründer und wegweisende Innovationen haben unser Land erfolgreich und stark gemacht. Das ist der sichtbare Erfolg des Deutschland-Prinzips. Damit das auch in Zukunft so bleibt, braucht es den Mut und die Entschlossenheit von Unternehmerinnen und Unternehmern. Ohne ausreichend viele und erfolgreiche Gründer riskieren wir, dass die besten Innovationen und damit auch die zukunftssichersten Unternehmen und Arbeitsplätze künftig gar nicht oder woanders entstehen”, wendet sich Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der INSM, anlässlich der Vorstellung der Studie in einer Pressemitteilung an die Politik.
Tipp der Redaktion: Alle sind begeistert von innovativen Start-ups. Doch die Realität sieht weniger rosig aus. Immer noch tun sich Gründer schwer, ihre Projekte zu finanzieren. ITespresso befragt Experten nach der Misere und zeigt, wo sich Start-ups selbst helfen können.