ITK-Branche: Mehr Umsatz, wenig Fachkräfte
Bitkom Branchenbarometer 1/2007 mit hohen Wachstumserwartungen
SOA und Embedded Systems füllen die Balkendiagramme
ITK-Branche: Mehr Umsatz, wenig Fachkräfte
Die ITK-Branche befindet sich in einer Schönwetterlage: Umsatzerwartungen sonnig, weitere Aussichten freundlich, Nachtfrost bei der Personalrekrutierung – wie IT im Unternehmen bereits berichtete.
Hochqualifizierte Arbeitnehmer aus Nicht-EU-Ländern sollten leichter zuwandern können, fordert der Branchenverband Bitkom in seinem aktuellen Branchenbarometer. Wer die Zahlen vorsichtig interpretiert, sieht Warnsignale – doch Invetition in mdernere Ausbldung und in Zuwanderung von Experten könnten den drohenden Mangel an qualifiziertem Peronal aufhalten.
Ein besonderes Potenzial sieht Bitkom in den Segmenten Software, IT-Dienstleistungen, Embedded Systems und Hardware.
Software und SOA: Wie in der gemeinsam mit Roland Berger Strategy Consultants Ende 2006 erstellten Studie “Zukunft digitale Wirtschaft” bereits beschrieben, – IT im Unternehmen berichtete – sieht BITKOM die Bereiche Service-Orientierte-Architekturen und Embedded Systems als besonders viel versprechend.
Zusätzlich nannte BITKOM in “Zukunft digitale Wirtschaft” die Wachstumsfelder Biometrie, Internetfernsehen und mobiles TV, IT Utility Services und Digitales Rechtemanagement (DRM). Der in dreimonatigen Abständen erstellten Bitkom Branchenbarometer 2007/01 verrät über diese so genannten “Hidden Champions” aber keine weiteren Details.
Als Top-Themen nennt er betriebliche Anwendungssoftware für das Kundenmanagement, für die Produktionsplanung, IT-Sicherheit und Integration sowie für Speicherlösungen.
IT-Dienstleistungen und Outsourcing: Hier wieder SOA. 84 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit mehr Umsatz zum Beispiel durch die Implementierung von Service- Orientierten-Architekturen und durch die Wartung der Systeme. Oft sind es mittelständische Unternehmen, die ihre Kunden bei der Implementierung und Wartung von Software unterstützen.
Hier liegt Deutschland vorne: Eingebettete ITK-Komponenten
ITK-Branche: Mehr Umsatz, wenig Fachkräfte
Embedded Systems: Man sieht sie nicht. Sie befinden sich in Geräten wie Herzschrittmachern oder Computertomographen und sind genau für diese Aufgabe optimiert. Fast alle Branchen in der verarbeitenden Industrie setzen eingebettete ITK-Komponenten ein – eine Querschnittstechnologie mit Potenzial. Das weltweite Marktvolumen betrug im Jahre 2006 143 Milliarden Euro, 2010 sollen es bereits 194 Milliarden Euro sein. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von acht Prozent.
Führend in diesem Gebiet ist Deutschland mit 80.000 Entwicklern, bis 2010 sollen es 88.000 sein.
TK-Hardware: Auch hier wächst die Stimmung. Rechneten Ende 2006 nur 50 Prozent mit steigenden, 33 Prozent mit sinkenden Umsätzen, steigt nun das Balkendiagramm: 77,8 Prozent der befragten Unternehmen setzen auf Wachstum BITKOM führt diese Tendenz zurück auf die steigende Nachfrage nach schnellen Internet-Anschlüssen. Bis Ende 2007 schätzt der Verband eine Breitband-Abdeckung von 46 Prozent. Derzeit liegt Deutschland mit einer Breitband-Versorgung der Haushalte von 40 Prozent im hinteren Mittelfeld.
IT-Hardware: Aufgrund des starken Preiswettbewerbs wachsen die Erwartungen in diesem Bereich nicht ganz so schnell. Steigende Nachfrage wird für den Bereich Notebooks erwartet.
Wo Umsatzerwartungen, realisierter Gewinn, Wachstumsprognosen, Personalbedarf, überhaupt alle Balkendiagramme steigen, stellt sich die Frage nach dem Realismusgehalt von Erwartungen. In den ersten drei Quartalen 2006 hinkte die Realisierung immer etwas hinterher, aber zum Jahreswechsel wurden die erwarteten Gewinne sogar leicht übertroffen: Anvisiert waren 62 Prozent Umsatzsteigerungen, erreicht wurden 63 Prozent. Na also!
Bitkom: Fachkräfte aus Nicht-EU-Ländern rekrutieren
ITK-Branche: Mehr Umsatz, wenig Fachkräfte
Als Hindernis für die Geschäftstätigkeit stand in den vergangenen Umfragen in der Regel die Politik ganz vorne. Nun ist es der Fachkräftemangel: 54 Prozent der befragten Unternehmen haben Probleme bei der Rekrutierung von Fachpersonal. Tendenz steigend.
Zweitwichtigste Bremse ist die Politik mit 48,7 Prozent, danach folgen weit abgeschlagen der Finanzmarkt (9,9 Prozent), die Binnennachfrage (8,7 Prozent) und die Exportnachfrage (5,3 Prozent).
Hatten im Herbst 2005 nur 22 Prozent der Unternehmen Probleme, Personal zu finden, sind es nun 54 Prozent – der höchste Wert den BITKOM jemals gemessen hat. Ein “eindeutiger und dramatischer Trend”, betont Willi Berchtold. Schwer zu finden sind besonders hoch qualifizierte IT-Spezialisten für Anwenderbranchen.
20.000 Stellen sind in der ITK-Branche nicht besetzt. Eine “gesteuerte und gezielte Zuwanderung” soll diese Lücke füllen. Derzeit müssen zuwanderungsfreudige Spezialisten aus Nicht-EU-Ländern einen Mindestverdienst von 85.000 Euro nachweisen. BITKOM fordert die Halbierung dieses Betrages. Wer Kriterien wie Qualifikation, Sprachkenntnisse und Alter erfüllt und darüber hinaus gute Job-Aussichten hat, sollte dauerhaft in Deutschland bleiben können, betonte der Branchenverband.
Gleichzeitig müsse die Zuwanderungsregel für Unternehmer erleichtert werden. Die Mindestvoraussetzungen von 500.000 Euro Investitionssumme oder fünf Beschäftigten seien zu hoch angesetzt.
Aber obwohl 55 Prozent der befragten Unternehmen einstellen wollen – besonders mittelständische Softwarehäuser und IT-Dienstleister – wird diese Entwicklung durch den Stellenabbau der Großunternehmen wieder aufgefressen. Aus diesem Grund schätzt BITKOM, dass sich die Beschäftigungszahl in der ITK-Branche von 800.000 im Jahr 2007 nicht verändern wird.