Erklärungsnot bei Firmensoftware
Neue IT-Werkzeuge: Wahnsinnig nützlich oder wahnsinnige Geldverschwendung?

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Business-Software: Nichts kapiert

Erklärungsnot bei Firmensoftware

Eine kleine Einführung, ein bisschen Überblick über die vielen jüngst aufgetauchten 3-Buchstaben-Technologien (SOA, ERP, EMS, CIM, CRM, BI) schwebte mir vor. Doch diese idealistische Seifenblase zerplatzte ganz schnell an der stupiden Wirklichkeit. Wo ich auch hinschaute, überwiegend Verkaufsparolen, Marketinggewäsch und unverständliches Technokraten-BlaBla. Fakten? Ziemliche Mangelware. Erhellende Erläuterungen, kompetente Einführungen? Praktisch unauffindbar.

Oder glauben Sie, dass der Werkstattbesitzer von nebenan oder der Betreiber von zwölf Boutiquen locker den Sinn von “eingebetteten BI-(Business Intelligence)-Funktionalitäten auf gehosteten Servern” versteht – und lange danach suchen möchte? Auch wenn eine “automatisierte Kostenkontrolle” für manches Ohr zunächst reizvoll klingt, sind sich die Fachleute nicht mal über das positive Ergebnis einer solchen Lösung sicher, muss doch eine BI-Applikation exakt auf die Kundenwünsche angepasst werden – das kann die versprochene Einsparung gleich wieder zunichte machen (siehe http://www.it-im-unternehmen.de/strategie/article200607310174.aspx). Ohnehin ist es eine noch junge Technologie, bei der sich die Anbieter selber noch in der “Orientierungsphase” befinden (http://www.itespresso.de/it/strategie/article200607310172.aspx).

Systemimmanenter Schwachsinn

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Anderes Beispiel: Eine SOA-Infrastruktur wird sich wohl kaum ein mittlerer Mittelständler je hinstellen. Das Kürzel steht für “service oriented Architecture” und meint das auf Kundenbedürfnisse ausgerichtete Profil eines Daten/Rechenzentrums und seiner Applikationen. Komisch, als Normalo-Kunde denkt man immer, das liege in der Natur der Sache, dass ein Dienstleister seine Dienste an den Abnehmer anpasse – und nicht umgekehrt. Für die IT-Branche wohl noch ein so ungewohnter Gedanke, dass man daraus ein marketingorientiertes Pseudoprodukt ableitet, obwohl die Sache doch eigentlich systemimmanent sein sollte (und daher nicht extra kosten dürfte).

Während man bei ERP-Programmen (Enterprise Ressource Planning) noch den Eindruck haben könnte, dass es für international tätige Unternehmen sinnvoll sein müsste – obwohl eine selbst angepasste intelligente Tabellenkalkulation oder ein Projektplaner theoretisch auch reichen könnten – verfliegt dieser Gedanke bei den modernen hippen IT-Management-Tools: Ob PC-Imaging, Roaming-Profiles und Deployment-Helfer, alle versprechen Ihnen, die persönliche Arbeitsumgebung mit allen gewohnten Daten und Hilfsmitteln jederzeit via Netzwerk zur Verfügung zu haben.

Ein schöner Gedanke, in allen Filialen auf den gleichen Daten- und Wissensstand von ihren gewohnten Desktopeinstellungen aus zugreifen zu können. Und neue oder Leih-Computer in Windeseile genau so auszurüsten. Doch das kann leider sehr schnell schiefgehen, wie einer unserer Kollegen jüngst feststellte, denn diese Systeme haben Fehler – menschliche wie technische.

Weiter Weg fürs IT-Marketing

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Für ein bisschen Komfort tauschen Sie die Möglichkeit ein, alle Ihre persönlichen Daten zu verlieren, weil zum Beispiel ein falsches Rechner-Spiegelbild über Ihr System gestülpt wurde. Besser, immer die wichtigsten Daten auf dem eigenen, verschlüsselten Notebook zu haben – und den nicht aus den Augen zu lassen.

Wir können jetzt nicht alle Akronyme durchhecheln – davon rollt eine wahre Lawine über die IT-Kunden hinweg – daher hier mein persönlicher Tipp an echte Mittelständler: Verstehen Sie ein System nicht, das Ihnen ein Fachmann oder Marketier oder Dampfplauderer andrehen will, einfach auf stur schalten. Denn schon in den uralten buddhistischen Schriften gibt es die Erkenntnis, dass nur der wahrhaft Weise die schwierigsten Sachverhalte in ganz einfachen Worten darstellen könne. Da haben die IT-Marketingleute aber noch einen unheimlich weiten Weg vor sich…

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