Suchmaschine baggert in Firmen-Desktops
Google Total – bald auch im Unternehmen?

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Googles Vorstoß in den Bereich der Unternehmens-Suchsysteme könnte die Informationsbeschaffung revolutionieren. Nicht von allen wird diese Vision geteilt, viele halten Googles Ansinnen, das Marktsegment der Informationsbeschaffung im Unternehmen in Beschlag zu nehmen, nicht für revolutionär, sondern für die natürliche Weiterentwicklung eines Produkts, das sich mittlerweile in jedem menschlichen Hirn fest verankert hat, das jemals mit einem Computer zu tun hatte.

“Goolen” in Anzug und Krawatte

Suchmaschine baggert in Firmen-Desktops

Revolutionen sind nur dann erfolgreich, wenn sie auf einer Verschmelzung kollektiven Gedankenguts basieren. Und Google hat eben genau das, was Microsoft so nett mit “Mindshare” bezeichnet – alle kennen es, alle haben es, alle wollen es – und es hat sogar sehr viel davon.

So mancher freut sich, dass das heutige Google von Firewalls, Abonnementsystemen, Passwortsystemen und anderen physischen Sperren in Schranken gehalten wird. Daher verwundert es nicht, dass Google nun bei den Unternehmens-Suchmaschinen aktiv wird. “Die Leute im Unternehmen googlen (gesprochen: guugeln) ohnehin unzählige Male pro Tag, warum sollten sie dann nicht auch nach ihren Unternehmensdaten googlen?”, so lautet im Kern die Marketing-Strategie. Und falls Sie nicht sicher sind, ob Google es erst meint: Das Unternehmen hat eine Menge Top-Fachkräfte aus dem Bereich von Unternehmens-Content-Management (bzw. Suche in Unternehmensdaten) eingestellt, um klarzustellen, dass es hier nicht nur um schöne Worte geht. Einige aus dieser Superliga tragen sogar Anzug und Krawatte – und das bei der jungen “hippen” Firma, die davon bisher demonstrativ Abstand hielt!

Mächtige Funktionen

Suchmaschine baggert in Firmen-Desktops

Googles Ankündigungen werden also weiter Wellen schlagen. Letzten Monat legte Google bei seinem Vorstoß noch einen Zahn zu. Das Unternehmen gab Partnerschaften mit Unternehmenssoftware-Anbietern bekannt, darunter Oracle, Salesforce.com und Cisco. Auch wurden die Suchfunktionen selbst erweitert, sodass Firmen Echtzeit-Geschäftsdaten in die Suchergebnisse einarbeiten können.Googles Demonstrationen waren äußerst verführerisch.

Stellen Sie sich vor, Sie setzen die Suchmaschine ein, um nach den allerneuesten Verkaufszahlen zu suchen, aktuelle Daten von Kollegen aufzufinden oder irgendwelche anderen internen Dokumente abzurufen. All dies passiert in den Demonstrationen natürlich in Sekundenschnelle, ohne das übliche Aufrufen und Verlassen von x verschiedenen Anwendungen.Es mag nicht einfach gewesen sein, all das auf die Reihe zu kriegen, aber das wirklich Neue ist, dass die Kosten – im Vergleich zu bisherigen Unternehmensmanagement-Produkten – zur Schulung der Benutzer gleich null sind und die Möglichkeit besteht, die Suchfunktion so zu justieren, dass regelmäßig benötigte Informationen schneller gefunden werden als andere – was für Anwender im Betrieb besonders wichtig ist.

Verlierer: Autonomy

Suchmaschine baggert in Firmen-Desktops

Wenn Google Erfolg hat, wird Autonomy der größte Verlierer sein, ein Unternehmen, das mit seinem Angebot von Tools floriert, die im Unternehmen helfen sollen, mit großen Informationsmengen zurechtzukommen. Freilich redet Autonomy-Chef Mike Lynch das Problem klein und behauptet, Googles Kampf um den Desktop würde in Wirklichkeit mit Microsoft ausgefochten. Den Businessbereich, in den sein Unternehmen involviert ist, werde von Google nach seiner Meinung nicht tangiert.

Aber wenn nun Lynch und andere Pessimisten nicht Recht behalten? In 10 Jahren könnte Google der Beherrscher der Unternehmens-Desktops sein. Vorbei die Zeiten von Dashboards und Intranets – alles, was man braucht, wird innerhalb weniger Sekunden “herbeigegooglet”.

Das wäre in der Tat eine Revolution, und es wird Realität werden, wenn Google das mit der Datensicherheit hinkriegt, genügend starke Geschäftspartner gewinnt und es gelingt, durch das neue Angebot eine Kostensenkungsspirale für die Kunden auszulösen.

In der Zwischenzeit werden die Mitbewerber sich vielleicht noch zurücklehnen und darauf vertrauen, dass Google selbst sein ärgster Feind ist. Die schlechte Presse, die die Suchmaschine wegen seinem Schulterschluss mit der chinesischen Regierung bekommen hat, und die fortwährende Forderung der US-amerikanischen Bundesregierung nach Zugriff auf die Daten könnten, egal ob zu Recht oder nicht, einige Organisationen dazu veranlassen, Google von ihrer Anbieterliste zu streichen. Revolutionen pflegen sich eben in Rauch aufzulösen, wenn sich ihre Erfinder im juristischen Gestrüpp verirren.

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