MP3-Player im Miniformat
iPod, IRiver & MuVo
iPod shuffle
MP3-Player im Miniformat
Was in der Hi-Fi-Welt schon seit Jahrzehnten zum Grundwissen zählt, begreift jetzt auch die Digitalwelt: Das Auge hört mit. Pfiffiges Schmuckdesign hält endlich Einzug bei mobilen MP3-Playern. Nicht nur Frauen werden die neuen Geräte zu schätzen wissen. Schön geformte Technik macht auch viele Männer munter. Vorreiter in Sachen Design ist seit langem Apple. Kein Wunder, dass unter den MP3-Schmuck-Trendsettern der ersten Stunde ein Player dieser Marke zu finden ist.
Günstiger Edelmarkenplayer
Mit dem iPod shuffle versucht Apple gleich zwei Meilensteine zu setzen: Nicht nur ein junges und modisches Design soll die Konkurrenz ausstechen, sondern ein Straßenfegerpreis von unter 100 Euro für einen Edelmarkenplayer mit 512 MByte Speicher die Geldbörsen neuer Zielgruppen öffnen. Während der Preis tatsächlich bemerkenswert niedrig ist, ruft das Design gemischte Gefühle hervor. Bei guten Entwürfen folgt die Form der Funktion. Konsequent umgesetzt entsteht dadurch ein Stil, der sowohl höchst zweckmäßig als auch minimalistisch ist. Auf den ersten Blick scheint der iPod shuffle dieser Philosophie rundum zu folgen. Monochromes Weiß korrespondiert überaus harmonisch mit einem schlichten, kreisförmigen Navigationselement. Auf den zweiten Blick wird allerdings klar: Hier diktiert die Form der Funktion die Bedingungen.
Bild: IPod Shuffle von Apple
Software
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So elegant der Navigationsring auf dem schlichten Gehäuse wirken mag, so sehr erschwert das Fehlen eines Displays den Umgang mit den MP3-Dateien. Die Funktion folgt der Form, das Prinzip des Minimalismus steht Kopf. Der Trick, das Fehlen eines Displays als lässigen Lebensstil zu vermarkten (US-Apple-Website: »Random is the new order«), ist kühn. So mancher Apple-Kunde könnte sich verprellt fühlen.
Billiges Plastik
Ebenfalls problematisch ist die Materialwahl, funktional wie formal. Haptisch erinnert das Kunststoffgehäuse des iPod shuffle sofort an die Legosteine der Kindheit. Wenig überzeugend auch die Halskordel: Sie ist weder verkürzbar, noch bändigt sie die Zuleitung zu den Kopfhörern. Wer mit umgehängtem iPod shuffle flaniert, dem flattern die Kabel vor der Brust.
Software auf CD
Die Software wird auf CD mitgeliefert und lässt sich leicht installieren. Ärgerlich sind allerdings der Zwang zur Eingabe persönlicher Daten und unumgängliche Zwangswerbung. Ohne die Originalsoftware wiederum sind nicht alle Funktionen des iPod shuffle nutzbar.
Ein dickes Lob gebührt der Bedienungsanleitung. Sie präsentiert sich dünn, aber verständlich und auf das Wesentliche konzentriert. Die Schrift ist auch für die Generation über dreißig noch gut lesbar. Für ganz Eilige liegen dem Player praktische Kurzanleitungskärtchen bei.
Bild: Iriver N10
Bedienungsanleitung
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Ein Paradebeispiel, wie Bedienungsanleitungen nicht sein sollten, liefert dagegen der Iriver N10. Abgesehen vom unhandlich extremen Querformat wie geschaffen für schnelles Zerfleddern schreckt allein der Umfang des Users Manual selbst die Willigsten ab. Dabei belegt die deutsche Anleitung in Wahrheit nur ein Drittel des Umfangs, den Rest teilen sich eine englisch- und eine französischsprachige Fassung. Eine Inhaltsangabe, auf welcher Seite die deutsche Anleitung beginnt, fehlt.
Miniaturschrift
Zusammen mit der nur noch per Lupe entzifferbaren Schrift und den nanotechnisch inspirierten Bildminiaturen ist die Broschüre eine Zumutung. Die beiliegende Kurzanleitung (Quick Start Guide) leidet an den gleichen Schwächen, enthält aber wenigstens ein Inhaltsverzeichnis für die verschiedenen Sprachversionen.
Ganz anders das Design des Iriver N10. Es kommt gediegenem Schmuckdesign schon bemerkenswert nahe. So nötigt die Integration der Bedienelemente in die Seitenflächen Respekt ab. Hier liegen die sechs Tasten einerseits bedienungsfreundlich, andererseits optisch unauffällig und damit genau richtig. Die Halskordel ist modisch elegant, in der Länge variabel und dient als Hülle für die Zuleitung zu den Kopfhörern.
Bild Creative Muvo N200
Anzeige
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Ebenso gelungen ist die Konstruktion des Displays. Durch dessen elegant verspiegelte schwarze Oberfläche schimmert dezent blau leuchtend die Anzeige. Verantwortlich für den reizvollen Effekt ist ein Organic Light Emitting Device (OLED). Das Display wirkt zur blauen Stunde im Park sogar noch dekorativer als am Tag. Ganz nebenbei ist es das komfortabelste Display aller drei Kandidaten.
Bei der Auswahl der Musikstücke schaltet die Anzeige auf eine vierzeilige Darstellung um, die wie ein Dateibrowser pro Zeile eine Musikdatei oder ein Verzeichnis darstellt.
Die Mini-CD mit der Software zum N10 passt zwar wunderbar in den schmalen Gerätekarton, nur leider nicht in jedes schubladenlose Laufwerk mit CD-Einzug. Besitzer eines solchen Laufwerks müssen eventuell beim Nachbarn umkopieren oder auf die Originalsoftware verzichten. Dem MuVo N200 von Creative liegt eine dicke Bedienungsanleitung im handlichen CD-Format bei. Leider blähen mehrere Sprachversionen das Büchlein unnötig auf. Ein Inhaltsverzeichnis erlaubt zumindest einen schnellen Zugriff auf die deutsche Fassung.
Konservatives Design
Das Design des MuVo N200 ist im Vergleich mit den beiden anderen Kandidaten recht konservativ. Die Bedienungstasten, das Display und der sichtbare USB-Anschluss lassen gleich auf den ersten Blick einen MP3-Player erkennen. Als Mode-Accessoire geht er allerdins nur bei sportlichen und jugendlichen Interessenten durch. Für diese Klientel sind auch der breite Oberarmgurt und die elastische Schutztasche mit Gürtelclip im Set gedacht. Eine Umhängekordel ist nicht vorgesehen. Für den sportlichen Einsatz eignet sich der Gurt mit Schutztasche ohnehin besser.
UKW-Radio
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Das Display des MuVo N200 ist im Vergleich mit dem Iriver echt einfach gestrickt und nicht besonders komfortabel. Zwar arbeitet das Menü mit Icons, aber Musikstücke werden sowohl bei der Auswahl als auch beim Abspielen lediglich in einer einzelnen Zeile angezeigt. Dadurch dauert das Blättern deutlich länger als beim N10.
Richtig punkten kann der MuVo N200 bei den inneren Werten: Ein UKW-Radio mit 32 Senderplätzen und eine interne MP3-Kodierung für Aufnahmen vom Radio samt eingebautem Mikrofon steigern den Nutzen des Players beträchtlich.
Player erreichen Schmerzgrenze
Ein wunder Punkt ist die zu hohe maximale Lautstärke vieler Player. Während der iPod shuffle den Schalldruck auf gerade noch vertretbare 106 dBC (Dezibel, gemessen mit C-Filter) begrenzt, erreicht der N10 volle 116 dBC und der MuVo V200 sogar 117 dBC (mehr als die achtfache Lautstärke des iPod shuffle). Solche Extremwerte können das Gehör schädigen. Die Tücke: Unterhalb der Schmerzgrenze erfolgt die Schädigung meist schleichend. Bemerkt man sie, ist der Schaden oft schon unumkehrbar. Hier sollten die Hersteller im Interesse ihrer Kunden mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen.
Am Ende des Tests steht fest: Den eindeutigen Sieger gibt es nicht. Wer ein möglichst schmuckes Gerät will, muss zum N10 von Iriver greifen. Mit dem iPod shuffle signalisiert sein Träger: »Ich konzentriere mich im Leben auf das Wesentliche und schätze Klarheit.« Käufer des MuVo N200 hingegen leben nach dem Motto: »Lieber ein Player mit Radio am Gurt als minimalistisches Image am Hals.«
Testergebnisse
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Frequenzgang
Fast schnurgerade verläuft der Frequenzgang des iPod
shuffle auch dann, wenn der Ausgang mit 24 Ohm (Standardwert für Kopfhörer) belastet wird. Damit erzielt er, anders als sein großer Bruder iPod mini im letzten Test, einen echten Spitzenwert. Nicht ganz so linear, aber immer noch flach bietet der Frequenzgang des N10 von Iriver selbst unter Last eine sehr gute Qualität. Die 2 Dezibel bei 20 Hertz sind nicht wirklich zu hören. Der Ausreißer heißt dieses Mal wider Erwarten nicht iPod, sondern MuVo N200. Immerhin leistet er sich eine Bassschwäche von 6 Dezibel bei 20Hertz. Das ist noch kein Beinbruch, aber auch beileibe kein Spitzenwert.
Zubehör
Ein echtes Schnäppchen ist der iPod shuffle bezogen auf den Speicherplatz. Allerdings werden mit der Ausstattung nur Puristen glücklich. Wer viel auf Reisen geht, ist mit dem MuVo N200 auf der sicheren Seite. Batterien gibt es überall, und wer will, kann jederzeit einen Standardakku einsetzen.Das Zubehör von N10 und MuVo N200 ist reichlich, ein Nachkauf überflüssig. Der iPod shuffle bringt im Gegensatz dazu fast nur sich selbst mit. Ein USB-Kabel (falls man am PC keinen frontseitigen USB-Anschluss besitzt) und ein Täschchen kosten schnell einige Euro extra.
Bewertung
Die meisten Musikfunktionen (Player und Radio) hat der MuVo N200, das edelste Display der N10 und das geringste Gewicht der iPod shuffle. Der N10 von Iriver hat als Einziger unter den Testkandidaten nur eine USB-1.1-Schnittstelle. Das kostet wertvolle Punkte. N10 und MuVo N20 erfahren eine Abwertung wegen zu hoher maximaler Lautstärke. Weitere Minuspunkte für den MuVo N200 gibts wegen der Störgeräusche bei aktiver Display-Beleuchtung.
Fazit:
Der iPod shuffle bietet von allen Testkandidaten die beste Audioqualität. Auch mit Kopfhörer glänzt sein Frequenzgang mit einer Spitzenlinearität. Beim Bedienungskomfort fällt der iPod shuffle jedoch weit zurück. Allerdings stellt der niedrige Preis einen gewissen Ausgleich dar. Unter dem Aspekt Schmuckdesign gibt es einen klaren Sieger: Iriver N10.