Leise PC-Systeme im Vergleich
Flüster-PCs im Test

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CPUs heizen den PC

Leise PC-Systeme im Vergleich

Die Ampeln gehen aus, Motoren heulen auf und dumpfes Dröhnen erschüttert das Wohnzimmer, als die Formel-1-Boliden losschießen. Plötzlich hebt ein Fahrer die Hand; der Start wird abgebrochen. Doch halt was ist das? Das Dröhnen kommt ja gar nicht aus den Lautsprechern und es nimmt kein Ende. Die Suche dauert nicht lange: Die Lärmquelle ist der erst neulich als Schnäppchen erworbene Media-PC.

Günstig gleich laut
Werden einfach nur günstige Komponenten zu einem Power-PC zusammengebaut, passiert es schnell, dass die Kiste mit Leistung ohne Ende glänzt, die aber gleichzeitig von einer ohrenbetäubenden Geräuschkulisse begleitet wird. Dass dies keineswegs sein muss, beweisen die Systeme in diesem Test, die hörbar mit Verstand komponiert sind.
Moderne PCs bringen eine Leistung, die vor kurzem noch undenkbar war. Ihre Performance basiert auf Prozessoren, die ihre Taktfrequenz in den letzten zehn Jahren um gut das 1500fache gesteigert haben und zum Teil über 100 Millionen einzelne Schaltelemente (Transistoren) in einer einzigen CPU vereinen. Das Problem dabei: Trotz fortschreitender Miniaturisierung der Bauteile und stetiger Optimierung der Fertigungsprozesse sind die Prozessoren dennoch zu regelrechten Heizkraftwerken geworden.

Kühllösungen

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Weil die Rechner sonst heisslaufen, sind ausgeklügelte Kühllösungen notwendig. Eine passable muss in jedem Fall sein, da der Prozessor andernfalls Schaden nimmt, der im schlimmsten Fall sogar irreparabel ist. Praktisch alle momentan verkauften CPUs haben deshalb Sensoren und Schutzmechanismen, die die CPU bei unnatürlich schnellem Ansteigen der Innentemperatur, zum Beispiel beim Versagen des Lüfters oder bei falschem Einbau des CPU-Kühlers, abschalten oder im Takt auf ein Minimum herabsetzen.
In der Vergangenheit verbauten viele Hersteller einfach den günstigsten Kühler,
um Kosten zu sparen. Das Betriebsgeräusch war dabei völlig egal. Vor allem im Budgetsegment war und ist diese Praxis gängig.
Dass niemand einen Media-PC im Wohnzimmer stehen haben will, der fröhlich mit 60 Dezibel vor sich hinbläst und den stimmungsvollen DVD-Abend zur Farce macht, hat sich aber mittlerweile selbst bis zu den großen Firmen herumgesprochen.
Die Lösungsansätze sind dabei dabei grundverschieden. Viele kleine Anbieter fertigen speziell schallgedämmte und modifizierte Rechner mit handverlesenen Komponenten bei deutlichem Mehraufwand. Massenproduktion ist dabei nur schwer möglich, und die kleinere Serie schlägt sich in entsprechend höheren Preisen nieder.

Abwärme

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Ein anderer Weg ist der in letzter Zeit stark vermehrte Einsatz von AMD-Athlon-64-CPUs, die im Gegensatz zu den Pentium-4-Boliden von Intel über eine Taktfrequenzanpassung namens »Cool n Quiet« verfügen. Die Prozessoren gleichen dabei die Taktfrequenz der momentan geforderten Leistung an. Nur bei wirklich fordernden Jobs laufen sie mit hoher Taktung, ansonsten schaltet die Anlage einfach ein, zwei Gänge zurück, hat dadurch eine geringere Stromaufnahme, produziert in Folge weniger Abwärme und darauf kommt es an: ein niedrigeres Betriebsgeräusch. Erst mit den Pentium-4-CPUs der nagelneuen 600er-Serie integriert Intel endlich seine Enhanced-Speedstep-Technologie in die P4-Reihe, die die gleichen Merkmale wie CoolnQuiet bietet.

Neue Kühllösungen
Der dritte Lösungsweg ist der Griff zur Palette exotischer Kühlsysteme, die vor Jahren noch niemand mit PCs in Verbindung gebracht hätte. Es fing mit offenen Wasserkühlungen an, ging mit geschlossenen Wasserkühlsystemen zum Kompletteinbau im Rechner weiter, führte dann zu Flüssigkühlvarianten, die Gefriertechnik für extrem übertaktete Prozessoren einsetzten, und endete bei Gehäusen mit Heatpipe-Technik. Bei dieser Lösung leiten mit spezieller Flüssigkeit gefüllte Röhren die Abwärme von Prozessor und Grafikkarte an die Gehäuseaußenhaut, die dabei als großflächiger Kühlkörper dient und Lüfter überflüssig macht.

Wasserkühlung

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Eher etwas für Bastler sind die Wasserkühlsysteme. Sie finden sich, wenn überhaupt, sehr selten in serienmäßig gefertigten PCs. Der Vorteil: hohe Leistung bei geringer Lautstärke. Aber der Einbau ist umständlich, und es besteht das Risiko eines Schlauchbruchs mit PC-Flutkatastrophe.
Die Kühlschranktechnik ist nur etwas für Extrembastler, die sich in den Kopf gesetzt haben, ihren Prozessor bei 40 °C unter null um 50 Prozent zu übertakten. Ihre Vorteile sind die gewaltige Termperatursenkung und das im Verhältnis durchaus akzeptable Betriebsgeräusch. Die Nachteile sind der Aufwand beim Einbau, der enorme Platzbedarf im Gehäuse und der hohe Preis.

Kühlung per Heatpipe
Heatpipe-Komplettlösungen gibt es meist nur in Kleinserien. Sie sind effizient genug, um die stärksten Prozessoren ausreichend zu kühlen. Der Vorteil dieser vollkommen passiven Kühlung ist, dass sie absolut lautlos sind. Idealerweise sind auch die Festplatten noch zusätzlich in speziellen Rahmen eingebaut, die sie vom Gehäuse entkoppeln und dadurch das Geräusch mindern. Der Aufwand, der beim Zusammenbau entsteht, schlägt sich im hohen Preis nieder.

Mobile CPUs
Als vierte Möglichkeit kommen neuerdings reine Mobil-CPUs zum Einsatz. Die Pentium-M-Prozessoren von Intel sind leistungsstark und genügsam. Sie nehmen nur geringen Strom auf und erzeugen im Vergleich zu Desktopprozessoren kaum Abwärme. Einige Hersteller bieten mittlerweile kleine Barebonesysteme mit Mainboards für Pentium Ms an. Stehen nicht Top-Performance, sondern geräuscharmer Betrieb, geringe Abmessungen und ein günstiger Preis im Vordergrund, ist ein Rechner mit Pentium M die erste Wahl für den Einsatz als Mediacenter-PC.

Moviestation Pro

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Moviestation Pro 939

Die Moviestation Pro 939 von MIPS Computer zum Beispiel ist ein reinrassiger Mediacenter-PC. Zwar ist der Rechner mit einem Athlon-64-3200+ nicht mit der stärksten CPU seiner Klasse ausgestattet, doch in puncto Anwendungen und Video-Encoding erzielt das System gute Werte. 1 GByte Hauptspeicher im Dual Channel Mode und eine Grafikkarte mit GeForce-6600-Chipsatz und 256 MByte Videospeicher sorgen für entsprechende Performance. So ausgestattet eignet sich das System nicht nur für komfortablen Mediengenuss, sondern leistet auch bei anspruchsvolleren 3D-Spielen noch Annehmbares. Die Kapazität der Festplatte ist mit 160 GByte ausreichend. Die TV-Karte mit Hardware-MPEG-2-Encoder liefert DVD-taugliches Material und eignet sich daher bestens für den Aufbau eines Filmarchivs. Wird dann der der Plattenspeicher knapp, ist im geräumigen Gehäuse noch Platz für den Einbau einer zweiten Harddisk.
Im Inneren ist auch genug Raum für passiv gekühlte Komponenten. Prozessor, Chipsatz und Grafikkarte kommen daher gänzlich ohne Lüfter aus. Das Netzteil hingegen setzt seinen leisen Lüfter nur dann ein, wenn es wirklich erforderlich ist.

Silentium!

Das edle Gehäusedesign passt sehr gut zu entsprechenden Audiokomponenten. Als absolutes Highlight hat das System einen eingebauten 7-Zoll-Tochscreen einfach genial. Zusammen mit der Microsoft Windows Media Center Edition 2005 ist der Entertainer damit völlig unabhängig von einem angeschlossenen TV oder Monitor zu bedienen.
Eines Vorweg: Der Silentium! Athlon 64 setzt Maßstäbe. Nahezu unhörbar, gut ausgestattet und mit richtig viel Power kann er wahrhaft begeistern. Mit seinem Athlon 64 3500+ macht das System bei den Benchmarks richtig Druck. Im Bereich der Anwendungsprogramme liefert es den bisherigen Bestwert, den unser Testlabor ermittelte. Die verbaute Grafikkarte, eine ATI Radeon X800 XT PCI-Express, kommt zwar nicht
ganz an den bisherigen Bestwert heran, liefert aber mehr als genug Power für aktuellste 3D-Spiele. Mit 512 MByte Hauptspeicher ist das System zwar gut bestückt, es könnte aber ruhig einen Speicherriegel mehr haben.

Lautstärke

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Im Lautstärketest beweist der Silentium! ebenfalls seine Stärke. Sowohl im Büroeinsatz als auch beim DVD-Abspielen liefert er mit 21 dB(A) und 24,9 dB(A) Bestwerte. Selbst unter Volllast ist er mit 25 dB(A) so gut wie nicht zu hören aufwendige Kühlung von Prozessor, passive für Grafikkarte und Netzteil sowie die in einem speziellen Dämmrahmen eingebaute Festplatte machens möglich. Endlich ein Büro-PC, den man nicht hört. Zum perfekten Entertainer fehlen ihm nur noch TV-Karte und Fernbedienung.

Barebone-PC
Schick sind sie ja schon, die kleinen Barebone-PCs im Würfelgehäuse. Richtig begeistern können sie aber erst, wenn man sie nicht hört. Wortmann setzt bei seinem Terra Orbis M Silentium deshalb auf einen AOpen-XCube und bestückt ihn mit einer Intel-Pentium-M-CPU. Mit dem Strom sparenden Prozessor, der nur geringe Hitze erzeugt, ist prinzipiell ein sehr leises System möglich wäre da nicht das Netzteil, dessen Lüfter im Betrieb zu hören ist. Allerdings sind die Geräuschpegel mit 30,6 dB(A) im Büroeinsatz und knappen 36 dB(A) unter Volllast und beim DVD-Abspielen noch immer ganz passabel. Auch die Leistung ist annehmbar, trotz Notebookprozessor. Lediglich die eingesetzte Grafikkarte ATI Radeon 9200 SE ist schwach: Spielen macht damit keinen Spaß. Mit TV-Karte bestückt, wäre der Kleine durchaus eine Alternative zu anderen Mediacenter-PCs.

Soundsysteme

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Die schlechte Nachricht: Auch diesmal erhalten wir wieder niederschmetternde Ergebnisse aus dem Testlabor: Durchwegs schlechte Werte bei der analogen Ausgabe über den S-Video-Anschluss! Von Schärfe keine Spur, und auch die Farben sind ein Problem. Erst ein Monitor oder LCD-TV mit VGA- oder noch besser mit DVI-Anschluss liefert ein gutes Bild. Das sollte bei PCs, die sich beim Kunden als Mediacenter bewerben, eigentlich nicht sein.
Audiotechnisch sieht es auch nicht viel besser aus. Die Moviestation Pro 939 und der Silentium! Athlon 64 liefern mit 0,4 beziehungsweise 0,3 Volt bei Dolby Digital nur ein sehr schwaches analoges Audiosignal.

Digitale Soundsysteme
Das Digitalsignal hingegen passt bei allen drei Systemen. Mit dem Klang nimmt es ausschließlich die Moviestation genau. Der Terra Orbis M Silentium weicht mit 3,6 dB schon hörbar ab. Der Onboard-Soundchip des Silentium! hingegen scheint ein softwaretechnisches Problem zu haben. Bei Dolby Digital weicht er mit einem Maximalwert von 19,5 dB sehr weit ab. Im Stereo-Modus dagegen hält sich die Abweichung mit 5,5 dB in Grenzen allerdings immer noch hörbar. Um sicher zu gehen, haben es die Tester ein zweites Mal versucht, doch auch diese Messung mit neueren Treibern brachte keine Besserung.

Ergebnisse

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Der Silentium! zeigt ordentlich Power. Für den Einsatz als Mediacenter bringen auch die anderen Systeme genügend Leistung. Lediglich der 3D-Wert des Terra Orbis ist schwach. Je leiser die Power-PCs sind, desto besser eignen sie sich fürs Wohnzimmer.

Der Silentium! Athlon 64 setzt hier neue Maßstäbe und wird seinem Namen wirklich gerecht. Die Quaität am S-Video-Port ist gerade noch akzeptabel. Da Silentium! und Terra Orbis keine TV-Karten haben, gibts keine Wertung der Aufnahme. Die Qualität der Onboard-Audiochips ist wie erwartet enttäuschend. Nur der Digitalausgang liefert saubere Ergebnisse. Schnittstellen an der Front, Kartenleser, Display, Fernbedienung und mehr sorgen für Bedienungskomfort. Geringer Standby-Strombedarf hält die Kosten niedrig.

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