IT-Ausstattung ohne Funktion
Schönheit entlarvt Technik als bloße Kosmetik

IT-ManagementIT-ProjekteNetzwerk-ManagementNetzwerkeUnternehmen

IT-Ausstattung ohne Funktion

Als der Tod des Papstes gemeldet wurde, war ich gerade in Italien, und sah mir demzufolge die Übertragungen im dortigen
Fernsehen an. In der Nacht, als der Papst starb, gab es eines dieser rollierenden Programme – in diesem Fall versuchte ein Moderator eine unorganisierte Kombination von Außenaufnahmen vom Vatikan und Experten im Studio irgendwie zusammenzuhalten, wobei das Ganze von aktuellen Neuigkeiten unterbrochen wurde.

In Großbritannien sind wir an dieses Format und an unsere Nachrichtensprecher gewöhnt, die Notebooks mit sich herumschleppen, damit sie die Koordination realisieren und Informationen vermitteln können, um alles am Laufen zu halten.

Und so schien es auch bei Italiens nationalem Fernsehsender RAI in der Nacht zu sein, als der Papst starb. Das ganze Programm wurde von Menschen im Stehen dargeboten (vielleicht als ein Zeichen des Respekts) aber ansonsten wäre der ganze Ablauf auch einem BBC-Zuschauer sehr vertraut vorgekommen. Es gab ein Gremium von Experten hinsichtlich der päpstlichen Angelegenheiten, eine große Projektionswand im Hintergrund und einen Moderator. Außerdem war da noch ein großer TFT-Computer Bildschirm, der dem Moderator zugewandt war. Ich nahm an, dass dieser dazu da war, dem Moderator Informationen zu vermitteln, obwohl er andererseits offensichtlich keinerlei Möglichkeiten hatte, selbst zu kommunizieren, weil Tastatur und Maus fehlten.

Plötzliches Auftreten weiblicher Schönheit

Es kam mir dann ziemlich seltsam vor, dass eine junge Frau (da es sich in Italien abspielte, war es eine hinreißende Schönheit mit rabenschwarzem Haar) auf den Moderator zuschoss und ihm mehrere Seiten von Papier in die Hand drückte, mit denen er sich völlig verhedderte und sie auf den Fußboden fallen ließ. Es war für mich verwunderlich, dass er Papier benutzte und so öffentlich durcheinander geriet – und da merkte ich plötzlich, dass er den großen Bildschirm auf dem Tisch überhaupt nicht benutzt hatte.

Dann machte es klick bei mir – der große Bildschirm war nur Show. Um wie ein ernstzunehmendes Nachrichtenunternehmen dazustehen und mit CNN und ähnlichen Agenturen zu konkurrieren, war es absolut notwendig zu demonstrieren, dass die neue Technik eingesetzt wird. Deshalb der Bildschirm. Nur, dass er unbenutzt blieb – deshalb die schwarzhaarige Schönheit.

Aber ist diese Art Täuschung hinsichtlich der IT in den Unternehmen wirklich so selten? Jede Firma hat wahrscheinlich IT Systeme, die mehr als Showobjekt herhalten müssen, als dass sie echten Nutzen für die Firma bringen. Die am häufigsten angeführten Beispiele dafür sind die extrem leistungsstarken Notebooks, die von den Führungskräften gefordert werden, während die Nachwuchskräfte sich mit langsamen, zehn Jahre alten Maschinen begnügen müssen.

Oder wie sieht es mit den schicken Anzeigesystemen aus, die Erzeugnisse der Firma vorführen sollen oder sogar interaktive 3D Anzeigen haben – die kein Besucher je nutzt. Ein Fernseher mit laufenden News wäre wahrscheinlich effektiver und billiger.

Alles nur Show?

Dann gibt es noch diejenigen alten IT-Systeme, die nie gehalten haben, was sie versprachen. Zieht man sie aus dem Verkehr, gibt es Fragen über Fragen. Da ist es doch viel besser, man lässt sie weiterarbeiten, und zwar in einer auffälligen und sichtbaren Art und Weise, die jedoch für das Wesentliche kaum Bedeutung hat.
Damit lassen sich solche Diskussionen umgehen.

Das klingt irgendwie vertraut? Keine Sorge, Sie sind nicht allein. Wenn es für das staatliche Fernsehen in Italien akzeptabel ist, sich solche Täuschungsmanöver zu gönnen, ist es für Sie wahrscheinlich auch ganz in Ordnung. Nur sollten Sie sich nicht erwischen lassen, wie Sie Papiere fallen lassen.

Lesen Sie auch :