Netzwerk-Technologien
Adlersuchsystem: Neue Such-Tools kreisen schwer auffindbare Dateien ein
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Meine Karriere im Bereich des IT-Journalismus startete vor etwas mehr als 10 Jahren. Frisch von der Uni, wo sich finanzielle Spielräume enger anfühlten als der Bauchgurt von William Shatner alias Captain Kirk, war ich sehr von dem überrascht, was ich im privaten Sektor vorfand. Man konnte den Eindruck haben, hier gäbe es sogar noch weniger Geld.
Der graue 486er, den ich gerne an der Uni zurückließ, nahm einen lieblichen rosa Farbton an, als ich mit einem gebrauchtem 286er kämpfen musste, an einem Schreibtisch aus dritter Hand saß – auf einem Stuhl, dessen Stabilität äußerst fragwürdig war. Im Klartext waren die einzigen brandneuen Dinge, die ich an meinem ersten Tag bekommen habe: ein Notizblock, ein Stift sowie ein Aktenschrank.
Zu diesem Zeitpunkt sah es danach aus, als hätte ich einen schrecklichen Fehler begangen, aber heute denke ich anders darüber. Das Unternehmen bei dem ich angheuert hatte – nicht der Verleger der IT Week, möchte ich hinzufügen – war ein Zwerg unter Riesen, dessen Erfolgsgeheimnis es war, seine Geschäfts-Prioritäten scharf abzugrenzen. Ein schicker Laptop für Reporter-Frischlinge passte dabei nicht ins Bild.
Hauptaufgabe war der Verkauf von Newslettern, sodass das Geld vornehmlich für Anreiz schaffende Bonuszahlungen für den Vertrieb ausgegeben wurde. An zweiter Stelle kam das Zusammensuchen von Informationen, welche man in die Newsletter stecken konnte – deshalb der Notizblock samt Stift und Aktenschrank.
Festplatten sind auch nur digitale Aktenschränke
Alles andere wurde als drittrangiges Problem angesehen, mit dem man sich zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen konnte – wenn überhaupt.
Der Aktenschrank, dass lernte ich schnell, war ein bedeutenderes Werkzeug als ich ursprünglich angenommen hatte. Reporter sammeln Fakten, aber um diese in nützliche Informationen umzuwandeln benötigt man Kontext. Das meiste kam aus Datenbanken, aber ein nicht zu vernachlässigender Teil kam aus dem Aktenschrank. Er funktionierte wie eine körperliche Erweiterung des Gehirns. Alles was irgendwann in der Zukunft einmal nützlich sein konnte, wanderte in ihn: alte Notizbücher, Presseberichte, Zeitungsausschnitte, ältere Artikel, vollgekritzelte Servietten. Dann, wenn es an das Schreiben eines Artikels ging, leistete der Aktenschrank seinen Beitrag.
Journalismus an sich ist eine spezialisierte Tätigkeit, aber das Prinzip ist universell zu verwenden. Alle geschäftlichen Entscheidungen werden aufgrund von gesammelten Fakten, die in einem bestimmten Kontext betrachtet werden, getroffen. Dies ist ein Grund dafür, dass vor 10 Jahren jede Firma Wände voller Aktenschränke hatte.
Wie Sie sich sicher denken können war mein größtes Problem mit dem Aktenschrank mein Archivierungssystem – beziehungsweise dessen Fehlen. Das Gehirn ist hervorragend darin, allgemeine Sachverhalte zu rekapitulieren, es ist jedoch schnell überfordert, wenn es um kleinste Details geht. Also resultierte die Konsolidierung des Aktenschrankes oftmals in einer brotlosen Suche nach einem versteckten Dokument, an das man sich halb erinnern konnte und das hier irgendwo abgelegt war – vielleicht. Was damals der Aktenschrank war, ist heute offensichtlich die Festplatte des lokalen Rechners.
Neue Tools verschmelzen die Suche in verschiedenen Informationsquellen
Heutzutage versprechen zahlreiche Programme von Autonomy, Google und ihren Konkurrenten, die Daten des Desktops, des Intranets sowie des Internets in einer einzigen, verschmolzenen, durchsuchbaren Informationsquelle zu vereinigen.
Keine Frage, das ist ein überhaus wichtiger Schritt. Informationen schmieren nicht nur die Räder des Geschäfts – sie sind der Treibstoff, der die Maschine antreibt. Erhält man also die Mittel, seine persönlichen Informationen parallel zu denen von anderen zu recherchieren, ergibt sich kein additiver sondern ein multiplikativer Effekt.
Lehnen Sie also nicht die derzeit verfügbaren, unausgereiften Beta-Produkte ab. Verbannen Sie sie nicht aufgrund fadenscheiniger Privacy- oder Security-Bedenken. Treffen sie, wo nötig, Ihre Sicherheitsvorkehrungen, aber seien sie vorne mit dabei. Nehmen Sie sich die Zeit, um die Technologie zu verstehen und Alternativen zu entdecken. Finden Sie das Beste und promoten Sie es intern.
Später wird man sich möglicherweise nicht erinnern um Ihnen zu danken. Ihr Unternehmen wird aber trotz allem profitieren.