Video-DVDs kopieren
Kopierprogramme nutzlos?
Urheberrechtsgesetz
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Rund 20 DVD-Kopierprogramme sind nach wie vor in Deutschland erhältlich. Seit Herbst letzten Jahres gilt jedoch das neue Urheberrechtsgesetz, das jegliches Knacken von Kopierschutzmaßnahmen bei Audio-/Video-CDs und -DVDs verbietet. Wie passt das zusammen? Die Hersteller haben ihren Kopiertools den Giftzahn gezogen: Nur noch Datenträger ohne Kopierschutz werden verarbeitet. ?Davon gibt es viele?, behauptet zum Beispiel Davideo-Hersteller Gdata in seiner aktuellen Produktwerbung.
Video-DVDs
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Das mag für kleinere deutsche Produktionen und einige Erotik-DVDs gelten. Die meisten erfolgreichen Filme und so gut wie alle Hollywood-Produktionen sind jedoch geschützt. PC Direkt hat versucht, mit dem legalen Tool Clone DVD 2 einige aktuelle DVDs zu kopieren. Ob ?Anatomie 2?, ?Herr der Ringe? oder ?Simpsons Season 3? das Programm verweigert sich in allen Fällen mit der Meldung: ?Clone DVD kann keine kopiergeschützten DVDs kopieren!? Alles andere wäre in Deutschland auch illegal.
Für den Anwender stellt sich spätestens dann die Frage: Wozu 30 oder 40 Euro in ein Programm investieren, das nichts kann und das nichts darf? Ein massives Problem für die Hersteller der Kopierprogramme. SAD, bekannt unter anderem für das Kopiertool Moviejack, wehrte sich schon im Herbst vergangenen Jahres gegen die Urheberrechtsnovelle. Das Unternehmen ließ ein Rechtsgutachten anfertigen, das zu dem Schluss kam: Bis zu drei Privatkopien sind erlaubt, selbst wenn dabei ein Kopierschutz umgangen wird. Im Januar veröffentlichte der Software-Hersteller einen entsprechenden Patch für seine Produkte, der diese Kopien wieder ermöglichte. Doch die Phonoverbände erwirkten eine Unterlassungsverfügung, und SAD musste im Februar nach einer Verhandlung am Landgericht München klein beigeben. Seitdem wirbt das Unternehmen auf der Webseite www.copyisright.de für eine Entschärfung des Urhebergesetzes. Auch digitale Unterschriftenlisten liegen dort aus.
SAD musste den Kopierschutz-Patch Copy Count nach einer Niederlage vor Gericht wieder vom Server nehmen.
Clone CD flüchtet
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Raffinierter ging Elaborate Bytes alias Elby zu Werke, die Schweizer Firma des umtriebigen Bayern Oliver Kastl. Sie verkaufte ihr bekanntestes Produkt Clone CD an die Firma Slysoft. ?Sly? heißt durchtrieben, und der Name ist Programm: Slysoft sitzt auf der Karibikinsel Antigua, die bekannt ist für wenig Gesetze und niedrige Steuern. Von dort vertreibt das Unternehmen exklusiv übers Web nicht nur neue Versionen von Clone CD, sondern auch das Tool Any DVD. Any DVD entschlüsselt im Hintergrund den CSS-Kopierschutz und ist kompatibel mit allen DVD-Kopierprogrammen auch mit dem gesetzeskonformen Clone DVD, das Kastl weiterhin über Elby entwickelt und vertreibt.
Praktischerweise wird auf der Slysoft-Homepage auch gleich das Elby-Produkt beworben. Umgekehrt verliert die Elby-Homepage jedoch kein Wort über die Slysoft-Produkte. Elby weiß schon, warum. Dass Slysoft ein halbseidenes Unternehmen ist, zeigt die Webseite überdeutlich. Während es auf der offiziellen Bestellseite noch heißt: ?Kunden aus Deutschland können wir wegen der dortigen Rechtslage momentan leider NICHT beliefern?, redet die FAQ bereits Klartext: ?Bis wir durch die zu erwartenden Gerichtsurteile wieder ,offiziell nach Deutschland liefern dürfen, haben wir für Sie einen kleinen ,Workaround: Tragen Sie bitte einfach beim Kauf auf dem Bestellformular als Heimatland ,Schweiz (statt Deutschland) ein.? Man erhalte dann den Lizenzschlüssel geliefert, ?auch auf die Gefahr hin, dass Sie in Deutschland wohnen sollten ;-)?.
Gdata warnt
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Davideo-Hersteller Gdata geht deutlich subtiler vor, um seine Kopierprodukte weiterhin an den Anwender zu bringen. Im Juni schaltete Gdata in mehreren Computerzeitschriften eine ganzseitige Anzeige mit dem Titel ?DVDs kopieren verboten??. Seit Inkrafttreten des neuen Urhebergesetzes herrsche Verwirrung, was noch erlaubt sei und was nicht, schreibt der Hersteller. Und führt als besonderen Service unter dem Stichpunkt ?illegal? auch gleich einige Beispiele auf: ?die Nutzung des im Internet kursierenden DaViDeo-DVD-Keys DVDKeyAuth.DLL bzw. DVDKeyAuth.EXE? oder ?sogenannter Echtzeit-Entschlüssler wie DVD43 oder AnyDVD (teilweise Freeware), mit deren Hilfe man kopiergeschützte DVDs mit jeder DVD-Kopiersoftware kopieren kann?.
Der Patch DVDKeyAuth stammt von Gdata selbst er war bis zum Inkrafttreten des neuen Urhebergesetzes auf www.gdata.de zu finden. Weil der Hersteller seinen Patch seitdem weder vertreiben noch bewerben darf, warnt er eben davor. So oder so weiß nun der Kunde, dass es für Davideo das eine oder andere illegale, aber effektive Helferlein gibt. Auch die Presse wird von Gdata gut informiert: ?Für Kunden in der Schweiz und anderen Ländern mit weniger restriktiven Gesetzen ist DaViDeo 4 kompatibel mit dem Patch DVDKeyAuth.EXE. Dies gilt auch für PCs, auf denen die Vorgängerversion DaViDeo 3 incl. DVDKeyAuth.EXE bereits installiert ist?, heißt es in einer Pressemitteilung vom 25. Mai.
Illegales Tool getestet
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Erfindungsreich sind aber nicht nur die Hersteller, auch PC-Zeitschriften tricksen sich um das Thema herum. Schlagzeilen wie ?So kopieren Sie jede DVD? sind harmlosen Titeln gewichen: ?Die neuen DVD-Kopierer? bewarb eine große deutsche Computerzeitung ihren Vergleichstest von DVD-Kopierprogrammen. Bewähren mussten sich die zwölf Tools beim Kopieren des Films ?Titanic?, der laut Redaktion bereits seit Mai 2003 ?auf unserem Rechner liegt?. Der Nebensatz tauchte aus gutem Grund in dem Artikel auf: Die ?Titanic?-DVD ist kopiergeschützt, das Kopieren also illegal. Die alte Kopie auf Festplatte hingegen wurde schon im Mai 2003 vom Kopierschutz befreit, damals noch unter legalen Umständen. Die Zeitschrift testete also letztlich nicht das Kopieren von Original-DVD auf DVD, sondern von Festplatte auf DVD.
Dass es illegal ist, geschützte DVDs zu kopieren, erwähnt der Artikel mit keinem Wort ebenso wenig wie die Tatsache, dass fast alle getesteten Programme bei legalem Einsatz so gut wie nutzlos sind. Eines der getesteten Tools, DVD Shrink, rippt illegalerweise auch geschützte DVDs. Ein Link auf die DVD-Shrink-Homepage findet sich im Artikel dennoch. Das dürfte zwar einige Leser freuen, die Video-DVD-Anbieter jedoch weniger.
Digitalkopie verboten?
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Diese hoffen in der Zwischenzeit darauf, dass das Urheberrecht noch weiter verschärft wird. Die Chancen stehen rein formal nicht schlecht, denn eine weitere Gesetzesnovelle, ?zweiter Korb? genannt, ist beim Justizministerium bereits in Arbeit. Am weitesten gehen die Forderungen der Phonoverbände: Das Recht des Anwenders auf Digitalkopien soll ersatzlos gestrichen werden. ?Wozu noch Privatkopien??, fragt der Bundesverband rhetorisch in einer Pressemitteilung (
www.ifpi.de/news/news-318.htm). Analoge Kopien seien für Privatanwender völlig ausreichend, und wer damit nicht zufrieden sei, der solle sich die Digitalkopie eben beim Rechteinhaber kaufen.
Inwieweit sich die Industrie tatsächlich mit ihren Forderungen beim Bundesministerium für Justiz (BMJ) durchsetzen kann, wird sich spätestens am fertigen Gesetz zeigen. Einen Termin dafür gibt es noch nicht. ?Das BMJ bleibt sauber?, schreiben Vertreter des Ministeriums schon mal vorsorglich im Chat mit Anwendern (nachzulesen auf
www .bmj.bund.de/enid/m1.html). Der Gesetzgeber sei nicht der verlängerte Arm ?irgendwelcher Lobbyisten?.
Hinweis: PC Direkt empfiehlt derzeit keine reinen Video-DVD-Kopierprogramme zum Kauf, da deren Nutzen angesichts der Rechtslage in Deutschland und den meisten EU-Ländern zweifelhaft ist.
Davideo-Patch
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Die Gdata-Werbung klärt unbedarfte Nutzer darüber auf, vor welchen illegalen Davideo-Patches sie sich tunlichst hüten sollten. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Kopierschutz bei Video-DVDs
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Die Neuen und die Klassiker
Sony wirbt derzeit für seine neue Kopierschutztechnologie namens Arccos (). Arccos soll das DVD-Ripping auf Festplatte sowie 1:1-Kopien unterbinden. Gerade letztere dürften mit Einführung der neuen Double-Layer-Brenner und der passenden 8,5-GByte-Rohlinge zunehmend interessant werden für Raubkopierer. Details zur Funktionsweise von Arccos veröffentlicht Sony nicht.
Die Infoseite ?Copy Is Right? berichtet von einem weiteren neuen Kopierschutz für DVDs ( www.copyisright.de /index.php?act=news&id=116 ). Angeblich sollen bei dem neuen Verfahren unlesbare Sektoren auf die DVD gepresst werden. Eine ähnliche Technik wird bereits von diversen CD-Kopierschutzverfahren eingesetzt. Entsprechende CDs sind als ?Un-CDs? verschrien, weil sie absichtlich gegen Standards verstoßen. Womöglich gibt es also bald auch die ersten Un-DVDs zu kaufen.
Überwiegend nutzen die DVD-Hersteller noch die klassischen Kopierschutzverfahren. Am weitesten verbreitet ist das Content Scrambling System (CSS), das den Film verschlüsselt auf der DVD ablegt. CSS funktioniert über einen Schlüsselaustausch zwischen DVD-Player und DVD-ROM; auf jeder DVD-ROM sind alle existierenden Player-Schlüssel abgespeichert. CSS wurde bereits kurz nach seiner Einführung geknackt.
Der analoge Kopierschutz für DVDs heißt wie sein Erfinder Macrovision. Bei so geschützen DVDs mischt der DVD-Player den Bilddaten ein Störsignal bei. Das führt bei den meisten Videorekordern zu einer schlechten Wiedergabequalität. Die Regionalcodes schließlich sollen verhindern, dass beispielsweise amerikanische Video-DVDs auf deutschen Playern abgespielt werden, noch ehe der Film hier in die Kinos kommt. Der DVD-Player vergleicht seinen Regionalcode mit dem korrespondierenden Byte auf der DVD. Nur wenn beide übereinstimmen, ist das Abspielen des Videos möglich. Die DVD-Player erlauben das Umstellen des Codes fünf Mal, danach ist er fixiert.
Das neue Urheberrechtsgesetz
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Am 13. September 2003 ist die Neufassung des deutschen Urheberrechtsgesetzes in Kraft getreten ein schwarzer Tag für die Hersteller der einschlägigen Kopiertools. Zwar sind Kopien von Musik-CDs sowie Video- und Audio-DVDs weiterhin erlaubt, doch nur, wenn dabei keine Kopierschutzmaßnahmen umgangen werden. Tools wie Clone CD sind seitdem illegal und dürfen weder verbreitet noch beworben werden. Auch dürfen Zeitschriften keine Anleitungen mehr veröffentlichen, wie sich ein Kopierschutz aushebeln lässt. Software ist von dem Verbot ausgenommen, der Käufer hat auch bei kopiergeschützten Produkten weiterhin das Recht auf eine Sicherungskopie.
Die CD- und DVD-Anbieter bekommen in der Gesetzesnovelle ebenfalls diverse Auflagen verpasst. Kopiergeschützte Produkte müssen seit Dezember 2003 entsprechend gekennzeichnet sein. Ab September 2004 ist zudem auf allen Produkten die vollständige (?ladungsfähige?) Anschrift des Anbieters anzugeben. Anwendern in Unterricht und Forschung müssen die Anbieter die Möglichkeit einräumen, auch von kopiergeschützten Medien Kopien anzulegen.