SAP startet strategische Offensive in neue Märkte

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Der deutsche Softwarekonzern SAP will mit einer strategischen Ausweitung seiner Produktpalette seine Vormachtstellung im Markt für Unternehmenssoftware dauerhaft sichern. “Der Markt für Unternehmenssoftware ist 60 Mrd. Dollar groß. Wir adressieren davon zurzeit die Hälfte. In fünf Jahren wollen wir 75 Prozent des Marktes ansprechen können”, sagte SAP-Vorstandschef Henning Kagermann dem ‘Handelsblatt‘ (Montagsausgabe). Erst in der vergangenen Woche hatte SAP angekündigt, für rund eine halbe Milliarde Euro die US-Softwarefirma Retek übernehmen zu wollen. Retek ist auf Software für den Handel spezialisiert.

Sollten die Pläne von SAP aufgehen, werden die Walldorfer, die derzeit rund sieben Mrd. Euro umsetzen, ein zusätzliches Marktpotenzial von rund 15 Mrd. Dollar erschließen. Dazu will der Branchenprimus bei der Software-Entwicklung künftig stärker auf Partner setzen. Diese sollen auf Basis der SAP-Software spezifische Anwendungsprogramme, etwa zur Steuerung von Produktionsmaschinen, entwickeln. Deshalb wird SAP in den kommenden Monaten intensiv nach Softwarepartnern suchen. “Es müssen etliche Hundert sein”, sagte Kagermann. Aber man fange dabei nicht bei Null an. Gleichzeitig will SAP seine Software stärker als bisher über indirekte Vertriebspartner verkaufen.

SAP hatte lange Zeit den US-Konkurrenten Oracle deutlich abgehängt. Doch nach einer anderthalb Jahre dauernden Übernahmeschlacht hat Oracle kürzlich den Konkurrenten PeopleSoft geschluckt und ist damit vor allem auf dem wichtigen US-Markt wieder an SAP herangerückt.

Möglich wird die neue Strategie der SAP durch eine grundlegende Neuausrichtung der Softwaretechnologie, die SAP bis 2006 abgeschlossen haben will. Dann will das Softwareunternehmen das Zusammenspiel zwischen seinen Programmen für Rechnungslegung, Produktionssteuerung und Kundenverwaltung durch eine neue Technologie wesentlich flexibler machen als die heute im Markt verfügbaren Produkte. Dafür steckt SAP 2004/2005 allein eine Milliarde Euro in Forschungs- und Entwicklung der Technologieplattform “Netweaver”.

Um schnell eine große Zahl neuer Produkte auf den Markt zu bringen, soll die bisherige Fertigungstiefe verringert werden. “Wir können nicht alles bis in die letzte Verästelung selber machen”, sagte Kagermann. “Wir werden künftig die stabilen Stämme selber machen, die Verästelungen aber Partnern überlassen, die dort profitabel sein können”.

Dabei soll es durchaus Wettbewerb zwischen SAP und ihren Partnern geben. “Sollte einer der Partner eine bessere Lösung haben als wir, sind wir bereit, die Partnerlösung zu lizenzieren. Das Ganze erfordert klare Absprachen und Verträge”, sagte Kagermann. (mk)
(de.internet.com – testticker.de)

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