Junge Menschen schützen persönliche Daten im Web besser als ältere

Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Privatsphäre im Wandel“ der Universität Hohenheim. Ihr zufolge ist ein großer Teil der Deutschen trotz zum Teil massiver Bedenken letztendlich dennoch bereit, Privates im Internet und da insbesondere im Social Web preiszugeben.
Das seit 2013 laufende und auf zwei Jahre angelegte Forschungsprojekt “Privatheit im Wandel” hat weitere Zwischenergebnisse vorgelegt. Dazu gehört die Auswertung einer repräsentative Stichprobenbefragung der deutschen Bevölkerung Die ist jetzt unter dem Titel “Privatheitsbedürfnisse verschiedener Kommunikationstypen on- und offline” in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Media Perspektiven erschienen. Weitere Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekts wollen die Wissenschaftler im Herbst 2015 vorlegen. Sie beschäftigen sich unter Leitung der Medienpsychologin Professorin Sabine Trepte vor allem damit herauszufinden, wie sich Wahrnehmung, Bewertung und Umgang mit Privatsphäre in der deutschen Bevölkerung allgemein und auch im Internet verändert.
“Ein großer Teil der Deutschen ist bereit, Daten im Internet und insbesondere im Social Web preiszugeben”, fasst Philipp Masur, Medienpsychologe an der Universität Hohenheim und Doktorand im Forschungsprojekt “Privatheit im Wandel” die aktuellen Befragungsergebnisse (PDF) zusammen. Er fügt allerdings auch hinzu: „Wer über mehr strukturelles, technisches und rechtliches Know-how verfügt, schützt auch seine Privatsphäre im Social Web besser”.
Warum die meisten Deutschen einerseits Angst davor haben, dass Daten und private Informationen über sie öffentlich zugänglich sein könnten, andererseits aber wenig unternehmen, um ihre Privatsphäre im Internet zu schützen, liege schlichtweg daran, dass sie nicht wüssten, wie das geht. „Die heutige Internetwelt hat eine Komplexität erlangt, die man als individueller Nutzer kaum verstehen kann”, so Masur.
Ausnahme: Männer unter 30, die technisch versiert sind. Sie schützen ihre Privatsphäre im Internet im Allgemeinen besser als der übrige Teil der Bevölkerung. Der Befragung zufolge wissen sie meist was mit ihren Daten geschieht, kennen die datenschutzrechtlichen Grundlagen und geben auch weniger Daten preis. Insgesamt wussten aber nur 44 Prozent, dass sie Deutscher Gesetzgebung zufolge einen Anspruch darauf haben, personenbezogene Daten, die
von Online-Unternehmen erhoben und verarbeitet wurden einzusehen. Und knapp 25 Prozent der Befragten dachten fälschlicherweise, dass die NSA nur auf Daten zugreift, die für jedermann öffentlich zugänglich sind.
94 Prozent der Befragten waren der Ansicht, dass jeder Mensch die Möglichkeit haben sollte selbst zu bestimmen, welche Informationen über ihn öffentlich zugänglich sind. Knapp 40 Prozent halten das sogar noch für gerechtfertigt, wenn polizeiliche Ermittlungen in die Privatsphäre eingreifen wollen. Die Hälfte aller Befragten zeigte sich “teilweise besorgt” bis “sehr besorgt” über die Überwachung öffentlicher Plätze durch Kameras. 64 Prozent machen sich Sorgen, sie könnten am Telefon abgehört werden.
Der Hohenheimer Studie zufolge hat besonders im Internet die Bedeutung der Privatsphäre für die Nutzer zugenommen: Drei Viertel der Befragten sind sich nicht sicher, ob sie wirklich wissen, was Organisationen oder Webseitenbetreiber mit ihren Daten anfangen. Über die Hälfte ist darüber besorgt, dass Webseitenbetreiber ihr Surfverhalten aufzeichnen.
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