Zyxel NAS540: Ausgesprochen günstiges 4-Bay-NAS im Test
Das NAS NAS540 von Zyxel ist derzeit das wohl günstigste NAS mit vier Laufwerksschächten. Insgesamt 24 Terabyte Speicherplatz lassen sich so im Netzwerk bereitstellen. Die vier Slots verbergen sich in einem schwarzen, leicht abgerundeten Gehäusewürfel und hinter einem Deckel, der mit Magneten arretiert wird – eine nette Idee, da er sich so leicht öffnen und schließen lässt. Etwas kniffelig hat Zyxel hingegen die kleine Abdeckung gestaltet, hinter der sich ein SD-Speicherkartenleser für SDHX-Karten sowie ein USB-3.0-Anschluss befinden. Diese zu öffnen, fordert tatsächlich etwas längere Fingernägel.
Diese sind beim Einbau der Festplatten ebenfalls nötig. Der Hersteller hat sich für 3,5-Zoll-HDDs ein schraubenloses System ausgedacht, bei dem die Laufwerke mit jeweils zwei Schienen festgehalten werden. Diese sitzen aber so fest im HDD-Rahmen, dass man sie nur mit sanfter Gewalt und kräftigen Fingernägeln herausbekommt. Was zu Beginn etwas nervig ist, lässt einem zumindest das gute Gefühl, dass die Datenträger ordentlich befestigt sind. Wer 2,5-Zoll-Festplatten einbauen möchte, muss hingegen den Schraubenzieher bemühen. Passende Schräubchen liegen sogar bei.
Externe Speichererweiterung
Neben dem erwähnten USB-3.0-Port auf der Vorderseite bietet die NAS540 noch zwei weitere auf der Rückseite. Darüber ist der Speicher flexibel erweiterbar. Eine externe Festplatte, die an der Vorderseite angeschlossen wird, lässt sich auf Knopfdruck mit dem internen Speicher synchronisieren. Selbiges gilt für eine SD-Speicherkarte.
So kopieren Sie etwa Fotos von einer Digitalkamera ohne Umweg über den PC auf das NAS. Allerdings lässt sich kein Verzeichnis auf dem Quelllaufwerk definieren, dessen Dateien kopiert werden sollen. So müssen entweder alle Dateien vom Speichermedium auf das NAS geschoben werden oder keine.
Ungewöhnlich für einen Netzwerkspeicher in dieser Preisklasse ist ein zweiter Gigabit-LAN-Anschluss auf der Rückseite. Dieser lässt sich für so genanntes Link Aggregation nutzen, also die Verbindung über zwei physische LAN-Kabel, die aber als eine logische Verbindung genutzt werden. Damit erhöhen sich die Bandbreite und Ausfallsicherheit. Allerdings muss dafür auch die Netzwerktechnik (Router, Switches etc.) dieses Verfahren überhaupt unterstützen. Ob das bei der anvisierten Zielgruppe der Fall ist, darf zumindest bezweifelt werden.
Brauchbare Transferraten
In Sachen Bandbreite würde die NAS540 ohnehin nicht von Link Aggregation profitieren, weil die durchschnittlichen Schreib- und Lesegeschwindigkeit nicht einmal einen Gigabit-LAN-Port ausreizen. So haben wir beim Schreiben per CIFS-Protokoll eine Datenrate von 65 Megabyte pro Sekunde gemessen, beim Lesen waren es rund 108 MB/s – Transferraten, die im Vergleich zur Konkurrenz im unteren Mittelfeld liegen, im Alltag jedoch meist ausreichen.
Nur das Kopieren größere Dateimengen könnte die Geduld etwas beanspruchen. Für die Messung haben wir zwei 500-Gigabyte-Festplatten von WD mit SATA-3-Interface zu einem RAID-1-System verbunden. Zudem kam die aktuelle Firmware-Version 5.03 zum Einsatz.
Ausgeliefert wurde unser Testgerät hingegen mit der Betaversion 5.02, die sich beim Einrichten des RAID-Verbunds störrisch zeigte. Erst nach einem manuellen Downgrade auf Version 5.01 gelang das Setup eines Volumes. Anschließend machte die Auto-Update-Funktion des NAS gleich einen Sprung auf Version 5.03. Mit dieser Firmware erstellten wir erneut einen RAID-1-Verbund – diesmal erfolgreich.
Hardware-seitig gibt es an der NAS540 wenig auszusetzen. Neben der ordentlichen Verarbeitung, den annehmbaren Transferraten und vielen Anschlussmöglichkeiten, gibt es noch einen Lüfter, der auch unter Volllast kaum hörbar seine Arbeit verrichtet.
Damit gehört das Gerät von Zyxel zu den absoluten Leisetretern seiner Art. Im Büroalltag ist es ohnehin kaum zu hören und selbst im Wohnzimmer nimmt man es kaum wahr. Dass sich der Hersteller hier für einen Lüfter mit relativ großem Durchmesser (120 Millimeter) entschieden hat, macht sich also bezahlt.
Missglücktes Facelifting
Kritik muss sich Zyxel allerdings für das Betriebssystem des NAS und hier vor allem für die Benutzerfreundlichkeit gefallen lassen. Mit der Einführung des NAS540 wollten die Entwickler ebenfalls den Schritt weg von einem altbackenen, menübasierten hin zu einem Desktop-artigen User-Interface machen, wie es etwa Synology oder Qnap schon lange nutzen. So gut die Idee an sich ist, so schlecht ist das Zwischenergebnis, mit dem Nutzer nun erst einmal leben müssen.
Denn aktuell ist die Benutzeroberfläche, die über den Browser aufgerufen wird, ein Durcheinander des neuen und alten Konzepts. Wird man beim Log-in schon von einem modernen Desktop mit großen Icons begrüßt, wechselt die Ansicht nach einem Klick auf einige dieser Symbole in das alte Design, das – im Vergleich mit den zeitgemäßen Layouts der Konkurrenz – wenig intuitiv zu bedienen ist
Zudem öffnet sich dafür auch noch jedes Mal ein neuer Tab im Browser. Recht nervig! Gerade wichtige Bestandteile des Betriebssystems wie Administration und Dateimanager haben den Charme von Windows NT. Es bleibt zu hoffen, dass Zyxel Firmware-Updates wie angekündigt in höherer Frequenz veröffentlicht und mit einer der nächsten Ausgaben auch das neue Interface vollendet.
NAS-Standardkost mit wenigen Extras
Funktional bietet die Software hingegen fast alles, was man sich von einem NAS wünscht. FTP, CIFS, AFP und weitere Protokolle für den Zugriff auf Dateien, eine Benutzerverwaltung, einen Mediaplayer, der per DLNA Musik, Videos und Fotos an kompatible Fernseher, HiFi-Anlagen und Tablets sendet (Zyxel setzt dafür auf den Twonky Media Server) sowie die Anbindung verschiedener Cloud-Dienste wie Google Drive oder Dropbox.
Apropos Cloud: Einen eigenen DynDNS-Service bringt Zyxel ebenfalls mit, um von unterwegs auf das NAS zuzugreifen. Das tun mittlerweile fast alle NAS-Hersteller. Wer auf dem Netzwerkspeicher die Software ownCloud einrichtet, betreibt auf diese Weise seine private Cloud.
Die Installation läuft über den Paketmanager, der ebenfalls noch bieder daherkommt und nicht annähernd so gut bestückt ist wie die App-Stores von Qnap und vor allem Synology. Aber auch das soll sich bald bessern.
Eine Festplattenverschlüsselung stellt Zyxel seinen Nutzern ebenso noch in Aussicht – entweder ordner- oder laufwerksbasiert. Derzeit gibt es also außer einem Kensington-Lock auf der Rückseite keinerlei Vorsorgemöglichkeit gegen Diebstahl – es sein denn, man verschlüsselt selber. Zumal das Schloss nur das Gehäuse, nicht aber die Laufwerksschächte gegen Entnahme sichert.
Die Leistungsaufnahme des NAS540 bewegt sich auf einem angenehm niedrigen Level. Nach standardmäßig 15 Minuten – das lässt sich auf Wunsch ändern – schickt das System die Festplatten in den Ruhemodus. Dann zeigt das Messgerät einen Verbrauch von nur noch 13 Watt an. Wird der RAID-1-Verbund aus zwei 3,5-Zoll-Festplatten hingegen beschrieben, geht der Verbrauch hoch auf 26 Watt – ein guter Wert. Wer das Gerät nachts oder am Wochenende ausschalten möchte um Strom zu sparen, kann Shutdown-Zeiten definieren, zu denen es sich selbständig abschaltet. Alternativ oder zusätzlich gibt es eine Wake-On-LAN-Funktion.
Fazit
Wer auf der Suche nach einer günstigen NAS mit Platz für vier Laufwerke ist, kann zur Zyxel NAS540 greifen. Voraussetzung ist allerdings, dass man nicht allzu hohe Ansprüche an die Geschwindigkeit beim Lesen und Schreiben von Daten stellt und man mit der leicht verkorksten Benutzeroberfläche zurechtkommt. Vor allem letzteres könnten die Entwickler mit einem Firmware-Update verbessern – hoffentlich tun sie es bald.
Zyxel NAS540
Hersteller: Zyxel
Internet: www.zyxel.com/de
Preis: ca. 200 Euro (ohne Festplatten)
Lieferumfang
NAS540
vier Wechselrahmen und Schrauben
Netzteil
Zwei Netzwerkkabel
Kurzanleitungen
Note: befriedigend
Leistung (40 Prozent): gut
Funktionsumfang (25 Prozent): gut
Bedienung (30 Prozent): ausreichend
Dokumentation (5 Prozent): befriedigend