Forscher passen Texte auf Bildschirmen der Lesegeschwindigkeit an

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Uni Saarland Anpassung der Lesegeschwindigkeit (Bild: Oliver Dietze)

Informatiker der Universität des Saarlandes und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) werden auf der CeBIT in Hannover von 16. bis 20. März (Stand E13, Halle 9) eine Technik vorstellen vor, mit der sich Texte auf Bildschirmen automatisch der individuellen Lesegeschwindigkeit anpassen. Derzeit können mit der Methode drei Leser gleichzeitig auf einem Bildschirm denselben Text lesen.

Uni Saarland Anpassung der Lesegeschwindigkeit (Bild: Oliver Dietze)

“Für jeden Leser gibt es dazu ein eigenes kleines Lesefenster im Text”, erklärt Christian Lander, der als Doktorand bei Professor Antonio Krüger im Innovative Retail Laboratory des DFKI forscht. Ihm zufolge könnte die Technologie in ein paar Jahren auf großen Bildschirmen – etwa in Bahnhöfen oder Einkaufszentren – zum Einsatz kommen.

Derzeit werden, um die die Blicke der Leser zu erfassen, noch handelsübliche Eye-Tracking-Brillen benötigt. Das Verfahren könnte den Entwicklern zufolge aber künftig in nutzerfreundlichere Datenbrillen integriert oder auch für kleinere Bildschirme und E-Book-Reader adaptiert werden.

Die heute noch verwendeten Eye-Tracking-Brillen besitzen zwei Kameras: Eine kleine Infrarot-Kamera ist zum Nutzer hingewandt und erkennt die Bewegungen der rechten Pupille. Die andere Kamera ist nach vorne gerichtet und erfasst das Bild, das auch der Nutzer sieht. Die in Saarbrücken entwickelte Software kombiniert die Bilder und leitet daraus ab, wohin das Auge gerade blickt.

“Wir verbinden diese Technik mit einem Rechenverfahren, das wir im Rahmen unseres Forschungsschwerpunktes Medieninformatik entwickelt haben“, wird Lander in einer Pressemitteilung der Hochschule zitiert. “Es ermittelt die durchschnittliche Lesegeschwindigkeit eines Absatzes. Dazu erfasst das Verfahren, wie schnell sich das Auge des Lesers in einer Zeile des Textes von links nach rechts und dann nach unten bewegt.”

Das System erkennt, wenn der Leser langsamer oder schneller wird und passt die Geschwindigkeit an. Scrollen wird so überflüssig. Übrigens: Ein durchschnittliche Leser schafft den Forschern zufolge rund 200 Wörter in der Minute. Gehören Sie dazu, dann haben Sie bis hierher rund 1 Minute und 40 Sekunden gebraucht.

Bereits im September 2013 haben Dell und der schwedische Eye-Tracking-Spezialist Tobii Technology ein Tablet mit Blicksteuerung auf den Markt gebracht. Es richtet sich in erster Linie an Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, die sonst kaum Zugang zu modernen, maus- und tastaturgesteuerten Technologien haben. Sie können die Sondervariante des Dell Latitude 10 durch Augenbewegungen bedienen. Die Blicksteuerung ist allerdings nicht im Tablet verbaut, sondern wird mittels eines PCEyeGo genannten Aufsatzes, der mit dem Tablet über einen USB-Anschluss verbunden wird, realisiert.

Die Integration in das Tablet stellt die Entwickler auch deshalb vor Probleme, weil zur korrekten Erfassung der Augenbewegungen ein gewisser Abstand zwischen den Sensoren erforderlich ist. Auf der CeBIT 2013 hatte Tobii Technology allerdings bereits Prototypen seiner Technologie gezeigt, die in etwa die Größe einer Zigarre hatten.

An vollkommen augengesteuerte Systeme für die Masse der Verbraucher glaubt aber selbst Tobii nicht. Der Anbieter hält die die Kombination der Steuerung mit Blick und Tastaturkürzeln für wesentlich vielversprechender. Einsatzgebiete für die von ihm vorgestellte Lösung, die das leistet, sieht er zunächst beim Gaming, bei CAD- und Design-Software sowie bei Spezialanwendungen in der Medizin.

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