Aktuelle Trends bei der Suchmaschinenoptimierung
Seit Längerem hält Google die Branche mit Updates am hauseigenen Suchalgorithmus in Atem, bekannt unter den Codenamen “Panda” und “Penguin”. Ziel dieser Updates ist es, wirklich hervorragende Websites von bloß hervorragend optimierten Websites zu unterscheiden, immer im Dienst des Nutzers. Letztendlich will Google seinen Algorithmus menschlicher machen. Das hat dazu geführt, dass manche einst etablierte SEO-Strategien zu kurzlebigen und sogar schädlichen Taschenspielertricks verkommen sind.
In der Branche weht deswegen ein neuer Wind. Das war bei einigen der insgesamt 30 Vorträge auf dem SEO Day Ende Oktober in Köln spürbar. So auch direkt zu Beginn des Tages beim Vortrag von Jens Brechmann, der sich dem Thema Linkabbau widmete.
Dass der Abbau von Links derzeit überhaupt ein Thema ist, ist reinste Ironie: Seit jeher bevorzugt Google Webseiten, die besonders gut im Netz verlinkt sind, denn Links gelten als ein natürliches Signal für Qualität und Relevanz. Das führte jedoch, wenig überraschend, zu einem regen Handel mit Links, mit dem Ziel, Google-Rankings zu verbessern. Schnell etablierten sich Plattformen und Marktplätze, über welche Inhalteanbieter Links von ihren Websites an Marketer verkaufen beziehungsweise vermieten konnten und können.
In der Zwischenzeit ist Google deutlich besser darin geworden, solche Maßnahmen zu identifizieren. Der Google-Algorithmus kann unter anderem bewerten, wie natürlich das Link-Profil einer Website ist. Finden sich auffallend viele relevante Keywords in Linktexten, oder kommen viele Links aus Blog-Kommentaren oder gar von “aktenkundigen” Websites, führt das zu einer Herabstufung in den Suchergebnislisten.
Auch die Tausch- und Handelsnetzwerke selbst greift der Suchmaschinenbetreiber an: Im August 2014 erwischte es den in Deutschland populären Anbieter Teliad, wo man sich daraufhin zum Rebranding gezwungen sah und neuerdings als SeedingUp firmiert.
Betroffene Websites können sich nur retten, indem sie die Links wieder loswerden. Jens Brechmann empfiehlt, dass Website-Betreiber beziehungsweise deren Agenturen alle eingehenden Links, auch mehrere tausend, individuell einschätzen und im Zweifel um Entfernung bitten. Letzteres ist manchmal gar nicht so einfach, weil knappe Budgets üblicherweise kaum eine Gegenleistung ermöglichen. Die laut Brechmann gewinnende Strategie: Webmaster persönlich kontaktieren und durch Ehrlichkeit und Freundlichkeit überzeugen.
Autor und Zukunftsforscher Joachim Graf sah sich im Lichte solcher Entwicklungen gezwungen, in seinem Vortrag die Sinnfrage für SEO zu stellen. Er stieß einige der Anwesenden mit der These vor den Kopf, dass rein technische Suchmaschinenoptimierung sich bald überlebt habe. Stattdessen würde Erfahrung mit Branchen und Inhalten so wichtig, dass SEO nur noch im Kontext größerer, branchenfokussierter Online-Marketing-Agenturen eine Chance habe.
“Nicht-technische” Maßnahmen immer bedeutsamer
Ein entsprechender Trend hat sich in vergangenen Jahren bereits abgezeichnet – viele Suchmaschinenoptimierer setzen vermehrt auch auf “nicht-technische” Maßnahmen. Das Online-Marketing-Buzzword schlechthin der jüngeren Vergangenheit ist “Content Marketing”: Über mehrwertige, nicht-werbliche Inhalte soll Aufmerksamkeit erzeugt werden, und damit indirekt auch Links. In seinem 40-minütigen Vortrag verriet Linkbuilding-Experte Sepita Ansari, wie man für solchen Content (Netz-)mediale Aufmerksamkeit erzeugt. Ein Schlüsselaspekt ist ihm zufolge, sich auf Meinungsführer zu konzentrieren und diese dazu bewegen, die eigenen Inhalte mit ihrem Netzwerk zu teilen, um eine möglichst große Reichweite zu erzielen.
Auf erfolgversprechende Inhalte setzen auch viele Unternehmen, die mit ihren Corporate Blogs bei Kunden, Partnern und natürlich Google punkten wollen. Unternehmens-Blogs sprossen schon wie Pilze aus dem Boden, bevor das übergreifende Thema Content Marketing in aller Munde war. Auch hier ist ein wichtiges Ziel, Backlinks auf die eigene Website zu erhalten. Doch wie Markus Hövener von der Agentur Bloofusion in seiner Präsentation zeigte, sind aufwändige, Zeit fressende Unternehmensblogs nicht immer so erfolgreich wie erhofft.
Er analysierte zahlreiche Blogs und kam zum Ergebnis, dass in Extremfällen auf rund 50 Beiträge nur ein Backlink folgte. Seine Schlussfolgerung: Qualität vor Quantität! Anstatt beispielsweise jedes neue Produkt im Online-Shop mit nichtssagenden Einzeilern anzukündigen, sollten Unternehmen lieber nur relevante Blogbeiträge posten – auch wenn das seltenere Updates bedeutet. So schließt sich der Kreis zu den Erfolgsprinzipien des Content Marketings.
Content Marketing und auch SEO sind aber nicht immer nur textbasiert – auch Videos gehören dazu. Christian Tembrink und Hendrik Unger von Netspirits Online Marketing stellten in ihrer 40-minütigen Präsentation “Wunderwaffen” fürs YouTube-Marketing vor. Selbstredend gibt es das dazugehörige Video auch bei YouTube.
Da sich der SEO Day klassischerweise auch an Einsteiger richtet, war Berater und Buchautor Felix Beilharz mit seinem Vortrag “5+2 SEO-Tipps für Einsteiger” bestens aufgehoben. Er verriet unter anderem weniger bekannte Kniffe, mit denen man passende Keywords sammeln kann, und gab Hinweise, wie und wo man Inspiration für erfolgversprechenden Content findet.
Den Schluss machte ein interaktives “Superpanel”: Den ganzen Tag über konnten Konferenzteilnehmer eigene Websites vorschlagen, um diese am Abend live von den Experten bewerten zu lassen. In entspannter Atmosphäre gaben unter anderem Johannes Beus von Sistrix oder Rechtsanwalt Christian Solmecke ihre Einschätzungen ab, ohne dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Auch hier wiederholte sich mehrfach die Lektion des Tages: Suchmaschinenoptimierung ist zwar ein wichtiges Erfolgskriterium im Netz – aber sie hilft nur dann, wenn dahinter gute Inhalte stehen.
Tipp der Redaktion: Wer – aus welchem Grund auch immer – eine eigene Website betreibt, wird schon gelegentlich darüber nachgedacht haben, ob sich darüber mit ein wenig Werbung nicht auch etwas dazuverdienen lässt. Die ersten Schritte in dem Umfeld sind allerdings schwierig, denn dort wimmelt es nur so vor Abkürzungen. ITespresso erklärt die wichtigsten Abkürzungen und Begriffe aus dem Online-Marketing.
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