Suchmaschine Qwant sucht den Erfolg in der Nische
Die Suchmaschine Qwant, die in Frankreich bereits im Juli 2013 gestartet wurde, ist nun auch in Deutschland online gegangen. Im Gegensatz zu Google, das stark das eigene Angebot Google + in den Vordergrund stellt, indexiert Qwant auch soziale Netzwerke wie Twitter und Facebook. Es zeigt in einer eigenen Social-Spalte zum Beispiel aktuelle Tweets zu einem eingegebenen Suchbegriff an.
Eric Leandri, CEO und Mitbegründer von Qwant.com, hebt dies als das wesentliche Unterscheidungsmerkmal zum Marktführer aus den USA hervor: “Google schließt Suchergebnisse, die beispielsweise direkt aus dem Facebook- oder Twitter-Universum stammen, einfach aus. Nutzer, die keinen Account bei diesen Social Networks besitzen, bekommen gar nicht mit, wenn dort relevante Postings kreiert werden.”
Neben der Sozial-Kategorie gliedert sich die Suchergebnisseite von Qwant in vier weitere Spalten, die allesamt auf einer einzigen Page dargestellt werden: In der “Netz”-Rubrik finden sich die Resultate der klassischen Websuche, während die Nachrichten-Kategorie – genau wie das Google-Pendant – aktuelle Neuigkeiten zum Suchbegriff darstellt.
Auch der “Qknowledge Graph” erinnert nicht nur wegen der Namensähnlichkeit an die Wissensdatenbank des kalifornischen Internetkonzerns. Gegenüber dem originalen, Wikipedia-basierenden Knowledge Graph stellt die Qwant-Variante aktuell allerdings neben Bildern und Texten zum gewünschten Begriff auch Videos von entsprechenden Plattformen wie Vimeo dar.
Schließlich zeigt die “Einkaufen-Spalte” kommerzielle, online verfügbare Produkte an, die das eingegebene Suchwort widerspiegeln. Mit Klick in den jeweiligen Kategorienamen lässt sich die gestartete Suche – etwa durch Eingabe eines weiteren Wortes – zudem verfeinern. Dies ist wahrscheinlich die pfiffigste und im Alltag nützlichste Neuerung. Über den fünf Spalten können direkt Videos und Bilder zur zugehörigen Recherche abgerufen werden.
Ein weiteres entscheidendes Merkmal der französischen Suchmaschine ist deren kontextbasierende Suche, die sich laut Leandri im Ansatz dem sogenannten Semantic Web annähert: “Wir sehen Webseiten nicht als solche, sondern – genau wie im Web 3.0 – als Objekte, die miteinander verknüpft sind. Auch kleinste Teilchen werden von uns im Web-Universum erfasst und dargestellt.” So erklärt sich unter anderem auch der Name der Start-up-Suchmaschine, der sich von “Quant” ableitet.
Den Qwant-Machern zufolge sollen deren semantische Algorithmen so beispielsweise auch eher unbekannte, aber inhaltlich wertvolle Blogs finden können und dem Nutzer damit einen Mehrwert bieten. Die Gründer des Start-ups betonen, dass es ihnen im Vergleich zu Google nicht um die persönlichen Daten der Nutzer geht. “Uns geht es vielmehr um die Usability, die die Suchmaschine bieten kann”, erklärt Leandri.
Um den Bekanntheitsgrad seiner Suchmaschine zu erhöhen, kooperiert das Start-up nun mit der Reiseplattform Trip Advisor und wird unter anderem dessen Bewertungen und Rezensionen von Hotels oder Sehenswürdigkeiten – inklusive der zugehörigen Bilder – in Zukunft direkt auf der Qwant-Suchergebnisseite anzeigen. Überdies arbeiten die Franzosen mit Mozilla zusammen und wollen künftig eine Qwant-App in den Marktplatz des Mobilbetriebssystems Firefox OS integrieren.
Auch im Business-Bereich ist das französische Unternehmen bereits seit längerem aktiv. So entwickelt es etwa sogenannte White-Label-Suchmaschinen, die es Firmen oder auch Vereinen erlauben, ihre eigenen, personalisierten Such-Engines auf der Homepage zu implementieren. Dem Start-up zufolge beruht beispielsweise die interne Suchmaschine des Fußballclubs FC Barcelona auf der Qwant-Engine.
Zudem betätigt sich Qwant auch im Bereich des sogenannten Social TV. Medienunternehmen erwerben hierbei die Leistungen der Engine, um Live-Kommentare aus sozialen Netzwerken wie Twitter, die dort zu bestimmten Fernsehsendungen eingehen, zu filtern und direkt auf dem Bildschirm zu posten.
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