Strom sparen: Comeback der Thin Clients

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Ihr Hunger nach Energie ist ungezügelt: Server und Rechenzentren werden in diesem Jahr 10,1 Terawattstunden (Twh) verbrauchen, was 1,8 Prozent der in Deutschland benötigten Energie entspricht. Allein der Strombedarf ihrer IT kostet die Unternehmen 2008 über eine Milliarde Euro. Durch Verbesserung der Energieeffizienz und durch innovative Technologien wie Thin Clients und Virtualisierung lassen sich die Stromkosten drosseln.

Der Stromverbrauch von Servern und Rechenzentren kann für manche Unternehmen existenzbedrohend werden. Jüngstes Beispiel: Die Online-Community Facebook muss pro Monat allein eine Million US-Dollar für Strom ausgeben, den vor allem die immer größer werdende Serverfarm verschlingt. Und das Webportal plant, weitere 50 000 Server anzuschaffen, um der rasant steigenden Datenflut Herr zu werden.

Existenzbedrohende Stromrechnungen
In Deutschland müssen die Betreiber der rund 2,2 Millionen installierten Server in diesem Jahr mit insgesamt 1,12 Milliarden Euro Stromkosten rechnen. Wie eine aktuelle Studie des Bitkom in Kooperation mit dem Borderstep-Institut besagt, wird der Stromverbrauch für Server und Rechenzentren in Deutschland 2008 bei 10,1 Terawattstunden liegen. Wie sich der Verbrauch in den nächsten Jahren weiterentwickeln wird, hängt vor allem von dem Szenario ab, das als Basis genommen wird: »Business as usual«, eine moderate Effizienzsteigerung oder Green IT.

Entwicklung der Stromkosten im Rechenzentrum (Quelle: Bitkom)

Entwicklung des Energieverbrauchs in Rechenzentren: Anteile der einzelnen Verbrauchsbereiche. (Quelle: Bitkom)

Steigerung der Energieeffizienz am einfachsten
Besonders IT-Systeme mit verbesserter Energieeffizienz gelten als wirksames Mittel gegen zu hohen Stromverbrauch. »Erfahrungsgemäß lassen sich durch eine erste Energieanalyse und das Ergreifen einfacher Sparmaßnahmen im Schnitt rund 20 Prozent an Energie einsparen«, erklärt Ralph Hintemann, Bereichsleiter IT-Infrastruktur beim Branchenverband Bitkom.

Sollte das Potenzial an energieeffizienzsteigernden Maßnahmen voll ausgeschöpft werden, so könnten allein mittelständische Unternehmen wie auch öffentliche Verwaltungen in Deutschland in den nächsten zwei Jahren über 200 Millionen Euro an Energiekosten einsparen.

Im Einzelnen sollten IT-Verantwortliche zuallererst folgende Maßnahmen ergreifen:
– Optimierung der Kühlung und Luftführung im Rechenzentrum
– Überprüfung der Stromversorgung
– Löschen nicht benötigter (doppelter) Daten auf den Servern.

Typische Aufteilung des Energieverbrauchs eines Servers (Quelle: Fujitsu Siemens Computers).

Wer bis zu 50 Prozent und mehr an Stromkosten einsparen will, muss sich allerdings an neue Technologien und Konzepte mit ganzheitlichem Ansatz wagen. »Die Zukunft der Grünen IT wird sich nicht nur mit Einzelkomponenten oder -themen beschäftigen, sondern IT-Infrastrukturen ganzheitlich betrachten mit allen Komponenten von der Entwicklung, Produktion und Beschaffung bis hin zur Entsorgung. Auch Teilkomponenten wie PCs, Drucker, Netzwerke bis hin zu den Speichersystemen werden dabei berücksichtigt«, erklärt Ingolf Wittmann, Vorsitzender des Bitkom-Lenkungsausschusses IT-Infrastruktur & Digital Office.

Seiner Einschätzung nach würden alle Komponenten in Zukunft über entsprechende Metering- und Überwachungssysteme gesteuert. Ebenso lassen sich der Verbrauch von Energie sowie Material und Ressourcen durch neue bauliche Konzepte in der Unternehmens-IT deutlich senken.

Vorteile durch Thin Clients und Virtualisierung
Inzwischen schon gut etablierte Technologien wie Virtualisierung und Thin Clients können dazu beitragen, den Energiebedarf von Servern und Rechenzentren zu drosseln.

»Mit dem Reifegrad der heutigen Virtualisierungs-Techniken steigt die Marktbedeutung von Thin Clients«, glaubt auch Jürgen Graf, stellvertretender Vorsitzende des Bitkom -Arbeitskreises Thin Client & Server Based Computing. »Eine Verdrei- bis Vervierfachung des heutigen Marktpotentials bis 2012 scheint durchaus realistisch«, so Graf.
Man werde in Zukunft nicht von mehr PCs oder Thin Clients sprechen, sondern allgemein von »Access Devices«, also Endgeräten, mit denen die Anwender auf Unternehmenssysteme zugreifen können.

1,6 Millionen Thin Clients
Das Konzept besagt, dass die einzelnen Arbeitsstationen innerhalb eines Netzwerks nur noch die Funktion von reinen Datenterminals haben. Über die Netzwerkverbindungen werden lediglich Tastaturbefehle und Bildschirminformationen ausgetauscht, die eigentliche Rechnerlast wird auf Server übertragen. Das Thin-Client-Konzept ist ein wesentlicher Bestandteil des sogenannten Server-Based-Computing. Der Bitkom schätzt das Marktvolumen für Thin Clients im Raum EMEA in diesem Jahr auf 1,6 Millionen Einheiten.

Allerdings ist das in den letzten Jahren starke Wachstum jetzt auf unter 20 Prozent gefallen. Als Ursachen nennen die Experten eine Marktsättigung und das Warten der Anwender auf neue Technologien.

Igel Technology ist auf Thin-Client-Lösungen spezialisiert. Das Portfolio reicht vom Thin Client über LC-Displays mit integriertem Thin Client, mobile Tablet Thin Clients bis hin zu Mehrschirmlösungen.

Insbesondere die Ergänzung um Virtualisierungs-Modelle wie Virtual Desktop Infrastructure (VDI) könnten dem Thin Client Computing neue Impulse geben. Voraussetzung hierfür sind die Erhöhung der Stückzahlen von Thin Clients mit VDI wie auch die Etablierung von Standards bei den Desktop Brokern.

Die Virtualisierung ermöglicht den parallelen Betrieb verschiedener Betriebssysteme, beispielsweise Windows und Linux auf ein und demselben Server. Folglich benötigt das Unternehmen nun nicht mehr für jede einzelne Anwendung jeweils einen eigenen Server, da zwischen Ressource und Anwendung eine Virtualisierungsschicht eingezogen wird. So werden aus einem realen Server mehrere virtuelle Server.

Computermasse verdreifacht sich
Maßnahmen zur Energieeinsparung bei Servern und Rechenzentren wird für die IT-Verantwortlichen in Unternehmen und öffentlichen Organisationen wird auch in den nächsten Jahren ein großes Thema bleiben. Green IT entlastet nicht nur die Firmenkasse, sondern trägt auch ganz erheblich zum Klimaschutz bei. Viele Unternehmen, auch und gerade in der IT-Branche sind sich ihrer Verantwortung voll bewusst.

So haben die Marktforscher von Gartner vor Kurzem marktführende Firmen nach ihrem eigenen Umweltverhalten befragt. Wenngleich einige Konzerne wie Fujitsu, HP oder IBM mit einem durchdachten Umweltschutzplan wie auch einem breiten Portfolio an Green-IT-Produkten präsentieren konnten, gibt es bei einigen anderen wie China Mobile, Lenovo, Nortel, Verizon, Wipro oder Google noch Nachholbedarf.

Laut der Borderstep-Studie wird sich die »Computermasse«, vor allem in Form von PCs, von 28 500 Tonnen im Jahr 2010 auf 94 500 im Jahr 2015 verdreifachen. Entsprechend anwachsen wird demnach auch der Elektronikschrott. E
in Grund mehr, warum nur ganzheitliche Green-IT-Ansätze – von der Entwicklung bis zur Entsorgung der IT-Produkte – langfristig zum Klima- und Umweltschutz beitragen werden.

Leitfaden High Tech – Low Carbon
IT-Verantwortliche in Unternehmen können sich in dem aktualisierten Leitfaden »High Tech – Low Carbon. The role of the European digital technologies in tackling climate change über Green IT« informieren.

Herausgeber der 76-seitigen Publikation sind Bitkom, Eicta und Intellect. Der Leitfaden steht auf der Bitkom-Seite zum Download bereit. Das Papier beschreibt den Handlungsbedarf für die ITK-Industrie bei Green IT, insbesondere beim Design ihrer Produkte wie auch beim Energieverbrauch in der Nutzungsphase. Außerdem werden geeignete ITK-Technologien und -Lösungen vorgestellt, die für Energieeinsparungen bei Unternehmen anderer Branchen sorgen sollen.
(Stefan Girschner/mt)

Webklinks
Bitkom
Borderstep
Thin Client-Hersteller Igel
Gartner
Eicta

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