MS-Flash-Konkurrenz nicht ganz grundlos
Microsoft sieht die Zeichen an der Wand

DeveloperIT-ManagementIT-ProjekteNetzwerk-ManagementNetzwerke

Kehrtwendung von Microsoft

MS-Flash-Konkurrenz nicht ganz grundlos

Auf der Professional Developer?s Conference machte Microsoft im letzten Jahr einen überraschenden Zug und kündigte das Browser-Plug-In Windows Presentation Foundation/Everywhere (WPF/E) an. Dieses Plug-In soll es ermöglichen, überall Multimedia-Applets laufen zu lassen, einschließlich Internet Explorer, Firefox, Windows und Mac. Sogar Linux wird versprochen.

Unlängst erklärte Microsoft ergänzend, dass WPF/E ein Subset der .Net-Runtime-Engine enthalten wird, so dass C#- und Visual Basic .Net-Code plattformübergreifend laufen kann, zusammen mit einem nativen Multimedia-Player für Audio und Video. Das Entwicklungs-Tool für WPF/E wird Expression sein, während Anwendungs-Entwickler weiterhin Code mit Visual Studio erstellen können.

Das ist eine bemerkenswerte Kehrtwendung. Jahrelang hat Microsoft wenig Interesse an plattformübergreifenden Lösungen gezeigt, die über einfaches HTML und JavaScript hinausgehen, welches wiederum von .ASP.Net auf Windows-Webservern geliefert wird. Microsoft betritt dieses Spielfeld allerdings spät. Hat WPF/E eine Chance gegen den etablierten Flash-Player von Adobe? Vielleicht. Flash hat Designer überzeugt, ist aber weniger attraktiv für Anwendungs-Entwickler – obwohl Adobe hart daran arbeitet, das mit den Flex-Entwicklungs-Tools zu ändern.

Vor- und Nachteile der neuen Technik

MS-Flash-Konkurrenz nicht ganz grundlos

Flash führt ActionScript aus, einen engen Verwandten von JavaScript, während C# sicherlich besser für Anwendungen geeignet ist, die deutlich mehr Code benötigen. “Wir sehen nicht, dass komplexe Anwendungen mit JavaScript entwickelt werden”, erklärte Microsoft-Entwickler Mike Harsh kürzlich in einem Interview. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass WPF/E die native Fähigkeit hat, Layouts zu rendern, die in XML definiert wurden, während diese Funktion bei Flash auf der Tool-Ebene nachträglich eingeführt wurde.

Java- Applets sind eine weitere Option für Web-Entwickler, aber Java Runtime von Sun ist größer als die 2 MByte, die WPF/E verspricht, und Java ist weniger entwicklerfreundlich. Potentiell könnte WPF/E den Design-Charme von Flash mit der Anwendungsstärke von Java kombinieren.

Es gibt aber auch viele Gründe, weshalb WPF/E scheitern könnte. Die größte Herausforderung für Microsoft ist die Implementierung von Runtime. Adobe behauptet, dass bereits bei 98 Prozent alles Browser der Flash-Player installiert sei. Außerdem gibt es User, die der Sicherheit eines Microft-Plug-Ins misstrauen oder skeptisch sind hinsichtlich der Glaubwürdigkeit und der Zukunftssicherheit des Anspruchs, plattformübergreifend zu sein. Ein endgültiges Urteil wird erst fallen, wenn in diesem Sommer die ersten öffentlichen Previews erscheinen; der endgültige Release ist erst für Mitte 2007 angesetzt.

Begrüßenswerte Flash-Konkurrenz

MS-Flash-Konkurrenz nicht ganz grundlos

In der Vergangenheit war die einseitige Konzentration auf Windows charakteristisch für Microsoft. Warum nur sollte das Unternehmen jetzt versuchen, eine plattformübergreifende Runtime-Engine zu entwickeln? Ganz einfach: Das ist das deutlichste Zeichen dafür, dass es nicht mehr möglich ist, die Unternehmensstrategie allein am Windows-Client-Monopol auszurichten.

Das Problem von Microsoft besteht nicht allein darin, dass Apple und Linux am Desktop-Imperium nagen, sondern dass zwei andere Computer-Plattformen an Bedeutung gewinnen, auf denen Microsoft in der Minderheitenposition ist. Die erste ist das Web, das zweite sind mobile Geräte. WPF/E ist zufälligerweise auch für den Geräteeinsatz gedacht, obwohl Microsoft wahrscheinlich noch härter als Adobe darum kämpfen muss, dass sein Runtime-Code in die Hardware anderer Hersteller integriert wird.

WPF/E ist eine Entwicklung, die zu begrüßen ist, und sei es nur, weil es Zeit wird, dass Flash Konkurrenz bekommt. Außerdem ist es ein Beweis dafür, dass die Zukunft plattformübergreifenden Internet-Clients gehört und nicht Windows-Desktops.

Lesen Sie auch :