Riskantes Spiel mit Prozessoren
IT-Riesen pokern hoch bei den Chips für High-End Systeme
Itanium – Ungenießbarer Big Mac der CPUs?
Riskantes Spiel mit Prozessoren
Das Marktforschungsunternehmen IDC hat seine Schätzungen für den zukünftigen Absatz von Intels 64bit Itanium Prozessoren stark heruntergeschraubt.
Mittlerweile werden die RISC (Reduced Instruction Set Computing) Prozessoren, denen der Itanium bei den High-End Servern den Rang ablaufen wollte, noch immer entwickelt.
HP liegt bei der Verwendung von Itanium an der Spitze und sorgt für 80 Prozent der in Europa verkauften Itanium-systeme. Inzwischen finanziert Intel einen Deal, den man als “Nimm zwei zum Preis für einen” (“take one, get one free”) bezeichnen könnte. Der Highend-Prozessor als Gebrauchsgut – wie der McDonalds-Hamburger?
Damit erhalten Unternehmen für jeden Itanium-Chip, den sie in einem Server kaufen noch einen Chip kostenlos dazu. Dies scheint als eine Maßnahme gedacht zu sein, das Preis-Leistungsverhältnis gegen die harte Konkurrenz von IBM mit seinem Power5+ und von Sun’s UltraSparc T1 – emaliger Codename Niagara – aufrecht zu erhalten. Mittlerweile wurde die Fertigstellung des zweikernigen Itaniums von Intel mit dem Codenamen Montecito nochmals verzögert und er wird kaum vor August in die Hände der Kunden gelangen.
Biel Konkurrenz – die gute Auswahl bleibt
Riskantes Spiel mit Prozessoren
Es sieht also danach aus, dass die Konkurrenz bei den Prozessoren im High-End-Serverbereich weiterhin bestehen bleibt und es keine ausschließlich dominierende Prozessorserie geben wird.
Die früheren Voraussagen für Itanium waren extrem optimistisch. Zeitweise meinte IDC, dass die Itanium-Verkäufe für 2004 28 Milliarden Dollar erreichen würden, letzen Endes lagen sie gerade mal bei 1,4 Milliarden. Nun prognostiziert IDC, dass der Absatz bis 2009 6,6 Milliarden Dollar erreichen wird und sie könnten diesmal etwas richtiger liegen, wenn man von der heutigen Nachfrage für den Prozessor ausgeht.
Eines der Probleme von Intel mit Itanium besteht darin, dass außer HP nur die Jüngeren unter den Anbietern von High-End-Servern und Mainframes ihr Interesse bekundet haben. Das soll keine Kränkung sein aber Namen wie NEC, SGI und Unisys sind nun mal nicht die ersten, die die meisten IT-Manager auf die Einkaufsliste setzen würden, wenn es um den Kauf eines neuen Systems geht. Aber jeder dieser Anbieter hat seinen Markt, den er gut bedient.
IBM – mit Volldampf an Power-Prozessoren
Riskantes Spiel mit Prozessoren
Ich bezweifle, dass Unisys einen sehr hohen Profit aus dem Verkauf von Server-Hardware einfährt. Aber die Verfügbarkeit einer eigenen Server-Serie ist ein zusätzlicher Bonus für Kunden, die die fachliche Kompetenz des Unternehmens in solchen Bereichen wie Finanz- und Versicherungssysteme zu schätzen wissen – wobei außerdem noch ein Paket für Support und Service angeboten wird.
Unter den führenden Anbietern hat sich nur HP für Itanium entschieden und seine eigenen Prozessoren mit RISC-Architektur über Bord geworfen. Sowohl bei Sun als auch bei IBM laufen aktuelle Entwicklungsprogramme. IBM hat kürzlich sogar angekündigt, dass sie mit Volldampf an ihrer Familie von Power-Prozessoren arbeiten und Power6 entwickeln. Noch vor circa einem Jahr haben einige Experten den Power6 schon über Bord gehen sehen.
IBM geht es um Geschwindigkeit. Das Unternehmen bietet eine vierkernige Version des Power5+ Prozessors an, der bei 2,2 GHz läuft. Das gesetzte Ziel bei Power6 ist eine Geschwindigkeit von bis zu 5GHz, wobei die Eigenschaften hinsichtlich Verlustleistung und Wärmeableitung, denen der Intelprodukte gleichkommen sollen.
Obwohl der Markt für Server auf Power5-Basis im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen ist, glaubt IBM, dass sich die Investition lohnen wird – nicht zuletzt, weil das Unternehmen damit einen Marktanteil von Sun ergattern könnte. Auch könnten bestehende IBM Kunden von einer derartigen Leistungssteigerung profitieren, ohne Anwendungen wechseln zu müssen.
Trotz aller Hoffnungen seitens Intel, dass Itanium zum de facto Standard für High-End Server werden wird, sieht es doch eher so aus, als bleibe die Vielfalt bei den Plattformen noch eine geraume Weile erhalten.