Digital Entertainment-Markt
Entertainment und Mobilgeräte passen nicht zusammen
Mobile-Hardware-Industrie träumt sich die Realität schön
Digital Entertainment-Markt
Die Handy-Firmen haben jetzt den Home-Entertainment-Markt ins Visier genommen. Microsoft und Intel träumen bereits davon, dass wir alle einen Windows-PC mit Breitband und WiFi benutzen werden, um Musik und Filme ins Wohnzimmer und das ganze Haus zu holen. Bei Handys ist der Ansatz, dass wir Multimedia-Handy oder -PDA zum Downloaden nutzen sollen, um das Gerät dann zu Hause per Bluetooth an die HiFi- oder Video-Anlage anzuschließen. Diese beiden sehr verschiedenen Ansätze haben eins gemeinsam: Völlige Ignoranz der Welt der Unterhaltungselektronik und der Art und Weise, wie Musikliebhaber und Film-Freaks ihre Freizeit verbringen möchten.
Natürlich werden ein paar Leute ihren Spaß daran haben, sich einem Computer oder Handy zu unterwerfen. Es ist immer eine gewisse Herausforderung, einen PC oder ein Foto-Handy zu dem zu bringen, was sie tun sollen. Aber Leute, die Musik und Filme mögen, wollen nicht immer wieder lernen, wie man einen Download durchführt, sie wollen keine Kaffeepausen machen, weil das Booten ewig dauert, und sie mögen nicht Däumchen drehen, weil alles in Kriechgeschwindigkeit übergeht, während der Prozessor irgendwo im Hintergrund etwas besonders Cleveres tut. Deshalb gibt es schon einen eigenen kleinen Geschäftsbereich, in dem gewitzte Unternehmer Songs für Trendsetter auf iPods laden, die das nicht können oder wollen.
Jedes Mal, wenn ich eine Wintel-Veranstaltung besuche und sehe, wie enthusiastische Vorstandsmitglieder ?saubere? Media-PCs präsentieren, die zuvor präpariert wurden und nicht mit Dritt-Software belastet sind,, würde ich alles geben, um Mäuschen zu spielen, wenn sie allein zu Hause sind und dann von einem Virus oder Trojaner getroffen werden oder der PC nach einem Klick zuviel nicht mehr reagiert.. Werden sie immer noch so enthusiastisch sein, wenn der Empfang des Digital-Fernsehens abbricht, da um Hauppages Rat zu XP SP2 zu zitieren ?das Betriebssystem IP-Traffic vom/zum Hauppage-Produkt blockiert?. Der einst so fröhliche Wintel-Vorstand könnte erkennen, dass es viel gibt, was für einen einfachen Kasten spricht, der mit einem einfachen Knopfdruck an- und ausgeschaltet wird, nur eine Sache zur selben Zeit tut und weder Virenschutz noch Firewall benötigt, da er keinen Internet-Anschluss hat.
Die Anbieter wählen unterschiedliche Strategien
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Nokia ist ganz verrückt auf Visual Radio und Mobile TV. Visual Radio kombiniert Gratis-UKW-Radiosendungen mit einer gebührenpflichtigen Handy-Verbindung, um die Informationen über das gerade laufende Stück zu liefern, die bei DAB kostenlos erhältlich sind. Mobile TV nutzt das neue DVB-H-System, um digitales TV auf ein Mobilgerät zu übertragen und verschlüsselt Gratisprogramme, so dass sie nur mit einem TV-fähigen Handy gesehen werden können, während Handy-Verbindungen dem Betrachter das Geld aus der Tasche ziehen.
Beim Start des 3G-Dienstes von Vodafone mussten wir ein Pseudo-Interview mit dem CEO Arun Sarin über uns ergehen lassen. Drei Mal versprach Sarin ?Klang in CD-Qualität? für 3G-Handys. Ich habe in den Menüs der Demonstrationsgeräte herumgewühlt, die über Kopfhörer Musik spielten: Das waren MP4-Dateien, die mit 60Kbits/sec gestreamt wurden etwa ein 25-tel der Datenrate einer CD.
Motorola betrachtet Bluetooth als seinen Pfad zum Home-Entertainment. Bluetooth nutzt bereits SBC (Sub Band Coding); das Audio-Signal wird dabei in vier oder acht Frequenzbänder aufgesplittet, da Coding mit Adaptive PCM bei jeder Bit-Rate verfügbar ist. Die Qualität ist ziemlich schlecht, und da die Bluetooth-Leistung sehr gering ist, beträgt die Reichweite 10 Meter. Dadurch lässt sich die Interferenz mit anderen Bluetooth-Geräten und WiFi auf demselben 2,4GHz-Band gut reduzieren, und es funktioniert bestens, wenn ein Headset an ein Handy angeschlossen werden soll.
Ob Bluetooth funktioniert, bleibt fraglich
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Anfang 2005 will Motorola jedoch das neue DC 800 Home-Gateway starten, das parallel zu konventionellen HiFi-Geräten digitales Audio empfangen soll, das von einem Bluetooth-Handy gestreamt wird, das bis zu 100 Meter entfernt ist. Das Gateway konvertiert das Bluetooth-Digital-Audio in analoges Audio und speist es in die konventionellen analogen Eingänge des Verstärkers ein.. Motorola behauptet, dies sei ?Fast-CD-Qualität?.
In der Theorie ja. Die neuen Class-1-Schaltsysteme sind empfindlicher als das gegenwärtige Class 2, und das verzehnfacht die Reichweite. Das Interferenz-Risiko steigt allerdings auch. Version 1.2 des Übertragungsstandards ermöglicht es Geräten daher, die Frequenz zu wechseln. Und das neue A2DP(Advanced Audio Distribution Profile) erlaubt einer Bluetooth-Verbindung komprimiertes Stereo mit 700Kbit/sec zu übertragen, was theoretisch der CD-Qualität entspricht. Zweifellos ist das der Grund, weshalb Motorola im Juli eine Lizenz für iTunes von Apple genommen hat. Wie allerdings die Musikindustrie zur Vorstellung von Fast-CD-Qualität-Musik eingestellt ist, die durch eine Wohnung fließt, nachdem das Handy das Digital Rights Management entfernt hat, wird man abwarten müssen.
Wesentlicher ist, dass Bluetooth immer noch unzuverlässig ist. Am Ende des Briefings von Motorola erhielten wir verschiedene Bluetooth-Geräte zum Ausprobieren. Ich habe sie ausprobiert. Die Funklautsprecher von Motorola arbeiteten nicht richtig mit einem Nokia-Handy zusammen, und der Bluetooth-PC-Dongle von Motorola funktionierte bei einem Windows-XP-PC nicht. Ich habe detaillierte Notizen über alle Inkompatibilitäten an Motorola geschickt. Nach einem Monat und mehreren Erinnerungen, bekam ich schließlich Abwimmel-Antworten, die die meisten meiner Fragen ignorierten und konstatierten, dass ?die meisten User mehr über Windows XP Service Pack 2 lernen müssten?.
Kein Wunder, dass die Firmen, die sich auf Mehrraum-HiFi-Installationen spezialisiert haben, immer noch gute alte Kabel an Stelle von Funkverbindungen nutzen. Berücksichtigt man dann noch Meldungen wie die, dass Symantec jetzt Anti-Virenschutz für Multimedia-Handys anbietet, was hat man dann? Einen unmissverständlichen Hinweis, dass ?kein Anschluss an eine Telefonleitung erforderlich? das nächste durchschlagende Verkaufsargument für Home-Entertainment-Hardware sein könnte zusammen mit ?auch keine Handy-Verbindung erforderlich? und ?WiFi oder Bluetooth nicht benötigt?.