IT Markt: Analyse
Wo will Sun eigentlich hin?
IT Markt: Analyse
Sun hat die Entscheidung getroffen, die Server-Produktlinie Sparc mit der von Fujitsu zusammenzuführen und die Solaris-Plattform zu Open Source zu machen. Das ist begrüßenswert, wirft aber auch Fragen auf, meint Martin Banks.
Die Nachricht, dass Sun Microsystems und der langjährige Partner Fujitsu dabei sind, ihre Server-Entwicklung zusammenzulegen wirft einige Fragen zur Zukunft von Sun auf.
Für Kunden, die bereits Sun und Fujitsu nutzen, ist dies sicher ein guter Zug, da die Zukunft der Sparc-basierten Server-Familie gesichert wird. Welche Auswirkungen gibt es aber auf die breitere Produktpalette von Sun?
Die Vereinbarung mit Fujitsu, dass künftige High-End-Server auf dem Sparc64-Prozessor von Fujitsu aufgebaut werden und nicht mehr auf dem UltraSparc von Sun, wird Sun offenkundig dabei helfen, Kosten zu senken. Das könnte Sun größeren Spielraum geben, in Software-Kapazitäten zu investieren, obwohl dies unwahrscheinlich ist.
Statt dessen hat Sun angekündigt, dass die Solaris-Plattform als Open Source zugänglich werden soll. Als Konsequenz wird Solaris in die direkte Auseinandersetzung mit Linux geraten. Was das aber langfristig für Unternehmen bedeuten wird, ist schwer vorherzusagen.
Zyniker könnten sagen, dass Sun einfach nur Kosten reduziert und weiterhin Einnahmen aus den Support- und Maintenance-Services für Solaris erzielt und sich zugleich auf einen Kern hilfreicher Entwickler in der Open-Source-Gemeinde verlassen kann.
Trotz des Protestes aus verschiedenen Ecken, dass der Open-Source-Support zur Untermauerung von Linux irgendwie unprofessionell ist, sehen inzwischen viele Firmen den Vorteil davon, im Endeffekt Tausende von Support-Experten online zu haben.
Fujitsu, Partner von Sun, hat ebenfalls eine eigene milliardenschwere Software-Abteilung. Noch wichtiger ist der Umstand, dass ein wesentlicher Geschäftsbereich von Fujitsu der Aufbau von großen, integrierten Unternehmens-Infrastrukturen ist. Das ist genau der Bereich, in den Sun sich bewegen sollte, wenn das Unternehmen in den Wettbewerb mit IBM und HP treten sollte, da sich immer mehr Firmen um Web-Services kümmern.
Die neueste Version der Integrationssuite InterStage von Fujitsu Software wurde entworfen, um Firmen bei der Einhaltung neuer Unternehmensgesetze und regelungen zu helfen, unter anderem der europäischen Basel-II-Regeln für Finanzinstitutionen. In den USA müssen der US Patriot Act und der Sarbanes-Oxley Act befolgt werden, die für europäische Firmen gelten, die in den USA angemeldet sind. Fujitsu Software nimmt eine führende Position bei der Entwicklung von Systemen für die Extensible Business Reporting Language (XBRL) ein, unter anderem mit dem neuen XBRL-Prozessor für Finanzberichte.
Ein weiteres kleines Problem für Sun dürfte die Annahme der Marktanalyse-Firma IDC sein, dass bis 2008 der Einsatz von geclusterten Servern zunehmen wird, da Unternehmen nach Systemen mit hoher Verfügbarkeit verlangen. Dieser Trend erfordert Hardware-Anbieter mit Stärken im Entwurf und in der Produktion von High-Volume-Servern – und hier haben HP und IBM die Nase vorn.
Untersuchungen von IDC zeigen, dass IBM und HP die Leithammel auf dem Server-Markt sind, gefolgt von Sun und Dell beinahe gleichauf. HP hat seine Position natürlich durch die Übernahme des Konkurrenzanbieters Compaq erreicht.
Die Frage ist also, ob das Abkommen mit Fujitsu Sun helfen wird, genügend Marktanteile im High-Volume-Server-Markt zu gewinnen, um den Abstand zu HP zu schließen.